IM INTERVIEW
Das Beste aus zwei Welten
Joe Kaeser, CE0 der Siemens AG, macht den Konzern fit für die künftigen Herausforderungen. Seine Ansätze: eine auf Verantwortung basierende Unternehmenskultur sowie die neue Einheit next47, die zukunftsweisende Ideen und Technologien im Visier hat.
DUB UNTERNEHMER-Magazin: Sie kamen im Alter von 23 Jahren zu Siemens und sind dort geblieben. Haben sich im Lauf der Jahre Sinn und Zweck Ihrer Arbeit geändert?
Joe Kaeser: Ja, und zwar deutlich. Wenn man jung ist und seine Karriere plant, dann möchte man vorwärtskommen. Mit der Zeit ändern sich die Prioritäten. Mich motiviert heute, in Menschen ihr Potenzial zu erkennen und zu erschließen, sie zu einem starken Team zu formen. Wichtig ist mir auch die Frage: Wie werden die Menschen rückblickend meine Arbeit und die des gesamten Vorstands beurteilen? Haben wir das Unternehmen stärker gemacht und für die Zukunft vorbereitet, sprich: Haben wir Paradigmenwechsel rechtzeitig erkannt und die Firma darauf ausgerichtet? Siemens gibt es seit fast 170 Jahren, da hat man als Vorstandsvorsitzender natürlich eine besondere Verantwortung.
Der bisherige Höhepunkt Ihrer Karriere war die Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden im Sommer 2013. War das für Sie persönlich einer der bedeutendsten Momente in Ihrem Leben?
Kaeser: Beruflich schon, persönlich weniger. Es macht mich zwar stolz, einem Unternehmen wie Siemens in dieser Funktion dienen zu dürfen. Aber es geht letztlich um viel mehr als um einen selbst: Es geht um die Zukunftssicherung des Unternehmens, die Kunden, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und auch die Aktionäre. Und es geht darum, welchen Wert wir für die Gesellschaft als Ganzes schaffen. Natürlich ändern sich mit der Ernennung zum CEO die Schwerpunkte in der Arbeit, aber die Person und ihre Werte sollten dieselben bleiben.
Sie führen 350.000 Menschen in aller Welt. Wie wollen Sie sicherstellen, dass alle in ihrer Arbeit Sinn erkennen?
Kaeser: Indem wir jeden Einzelnen ermutigen, Verantwortung zu übernehmen und Eigeninitiative zu entwickeln. Wir nennen das Eigentümerkultur, gemäß der Maxime: „Handle stets so, als wäre es dein eigenes Unternehmen“. Jeder darf dabei Fehler machen, soll er sogar, wenn es darum geht, herauszufinden, was die beste Lösung ist. Und wenn jemandem etwas nicht gefällt, sollte er es offen und konstruktiv ansprechen. Aber eben auch sagen, wie wir es besser machen können. Und damit treffen wir genau, was auch unsere Mitarbeiter wollen: In der letzten Mitarbeiterumfrage, an der über 260.000 Kolleginnen und Kollegen weltweit teilnahmen, sagten 92 Prozent, sie wären bereit, noch mehr zu leisten, wenn man sie ließe. Das ist ein großer Schatz, den wir heben müssen.
In Großkonzernen wie Siemens läuft vieles nach festen Regeln. Fehlt es da an einer dynamischen Start-up-Kultur?
Kaeser: Sie haben recht: Start-ups sind dynamisch, kreativ, lösungsorientiert und oft disruptiv. Großunternehmen wie Siemens hingegen haben typischerweise klar definierte Prozesse und starre Strukturen, aber natürlich auch eine globale Schlagkraft, finanzielle Ressourcen und viele herausragende Mitarbeiter. Das Ideal liegt in der Kombination der Welt von Start-ups und der von Großunternehmen. Genau diese Verbindung schaffen wir nun mit next47, einer Firma in der Firma. „47“ steht für 1847, das Gründungsjahr von Siemens; „next“ für „next step“, der nächste Schritt. Jeder Gründer kann mit einer tollen Idee zu uns kommen, wir besprechen mit ihm seinen Businessplan und stellen ihm die Ressourcen eines Großkonzerns zur Verfügung wie beispielsweise unser globales Vertriebsnetz oder unsere rund 300 Werke, um Innovationen unter realen Bedingungen zu testen. Ich erwarte mir davon Impulse für das Geschäft, aber natürlich auch für unsere Unternehmenskultur.
Macht es die Digitalisierung einfacher für Manager, ihre Ziele zu kommunizieren?
Kaeser: Nicht wirklich. Digitalisierung macht es einfacher und vor allem schneller, die Menschen zu informieren, zum Beispiel über soziale Medien, Intranet, E-Mail. Aber es ist auch oft schwer – wenn nicht gar unmöglich –, bei der Fülle an Information den Überblick zu behalten. Neben der digitalen Information ist für mich die „analoge“, also persönliche, Kommunikation weiter enorm wichtig. Ich gehe in unsere Standorte in aller Welt hinaus und treffe Menschen, ob in Deutschland, in China, in Amerika oder anderswo, spreche mit ihnen, frage sie um Rat und wo der Schuh drückt – Siemens ist in mehr als 200 Ländern der Welt aktiv. Nichts kann dieses direkte Gespräch ersetzen.
Es geht Ihnen also um persönliche Beziehungen?
Kaeser: Man sollte am besten immer direkt „mit“ Menschen sprechen und nicht „über“ sie – und ihnen zuhören. Letztlich geht es bei Kommunikation und Interaktion immer um Vertrauen. Das beginnt bei der Siemens-Hauptversammlung in einer vollen Münchner Olympiahalle und geht weiter bei den „Town Halls“ mit oft über 1.000 Siemensianern. Und es reicht bis zum Gespräch mit einzelnen Mitarbeitern in einer Fabrik und einem Handschlag oder Schulterklopfen, um die Arbeit und den Einsatz für die Firma wertzuschätzen.
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