Unternehmensnachfolge

Wie Sie Unternehmen erfolgreich übergeben

Eine Unternehmensnachfolge ist ein bedeutendes Thema, mit dem sich fast alle Unternehmen im Mittelstand einmal beschäftigen müssen. Eine erfolgreiche Übergabe des Betriebs an die nächste Generation der eigenen Familie oder einen externen Nachfolger kann entscheidend für den Fortbestand und Erfolg des Unternehmens sein. Doch oft wird die Bedeutung der Nachfolge unterschätzt oder sogar ganz vernachlässigt, insbesondere wenn sich innerhalb der Familie kein geeigneter Nachfolger findet.

Viele Inhaber von kleinen und mittelständischen Unternehmen haben keine klare Vorstellung davon, wer ihre Firma einmal übernehmen soll oder wie eine geordnete Übergabe ablaufen könnte.

Dabei gibt es in den 3 Phasen der Unternehmensnachfolge zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen: Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger, die finanzielle Absicherung des Übertragenden sowie rechtliche Aspekte müssen berücksichtigt werden. Auch emotionale Faktoren spielen bei einer Unternehmensnachfolge eine Rolle – schließlich geht es im Mittelstand oftmals um das Lebenswerk eines Menschen. Umso wichtiger ist es daher, sich frühzeitig mit dem Nachfolgeprozess auseinanderzusetzen und gegebenenfalls auch professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Nur so können mögliche Risiken minimiert und Chancen optimal genutzt werden.

Die 3 Phasen der Unternehmensnachfolge

1. Vorbereitung

Für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge im Mittelstand ist eine gründliche Vorbereitung und Planung unerlässlich.

Zunächst gilt es, die Übergabefähigkeit des Unternehmens zu prüfen - also inwieweit das abzugebende Unternehmen überhaupt zukunftsfähig ist und ob es auch ohne den ausscheidenden Inhaber über ein funktionierendes Geschäftsmodell verfügt. Anhand eines detaillierten Zeitplans sollte der Nachfolge-Prozess visualisiert werden.

Da die Unternehmensnachfolge für die meisten Unternehmen ein sehr sensibles Thema ist, empfiehlt sich eine wohl überlegte Kommunikationsstrategie. Alle Mitarbeiter über eine anvisierte Unternehmensnachfolge zu informieren, kann zu großer Verunsicherung und im schlimmsten Fall zu Kündigungen führen. Ganz für sich behalten kann ein Unternehmer seine Pläne jedoch auch nicht. Spätestens bei der IST-Analyse des Unternehmens müssen Führungskräfte mit ins Boot geholt werden und sollten dabei zur Vertraulichkeit verpflichtet werden.

Im Rahmen dieser Analyse werden in der Regel folgende Bereiche untersucht:

  • Geschäftsbereiche: Es werden Informationen zu Produkten, Dienstleistungen, Kunden und Lieferanten des Unternehmens gesammelt.
  • Personal: Die IST-Analyse umfasst auch eine Bestandsaufnahme der Mitarbeitenden des Unternehmens. Hierbei werden Fragen wie die Qualifikationen, Kompetenzen und mögliche Nachfolger der Schlüsselpersonen und ggfls. auch die Altersstruktur geklärt.
  • Anlagen und Technologie: Eine Bewertung der technischen Ausstattung des Unternehmens sowie mögliche Investitionen in neue Technologien spielen eine wesentliche Rolle.
  • Finanzen: Die Untersuchung der Finanzen bezieht sich meist auf die Jahresabschlüsse der letzten Jahre. Hierbei werden Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen und Cashflow analysiert.
  • Rechtliche Aspekte: Eine Analyse von Verträgen, Patenten, Rechten und Pflichten sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nachfolge.

 

Aus der anschließenden Due Diligence Prüfung ergibt sich ein realistischer Unternehmenswert, der eine wichtige Grundlage für die späteren Kaufpreis-Verhandlungen darstellt.

2. Übergabe

Zunächst muss geklärt werden, welche Art der Unternehmensnachfolge für den Inhaber in Frage kommt. Es wird zwischen der Familiennachfolge, der internen und der externen Nachfolge unterschieden.

Bei der Familiennachfolge – dem sogenannten Generationswechsel - wird der "Staffelstab” an einen Verwandten – oftmals Sohn oder Tochter des Inhabers – gereicht. Die Familiennachfolge kann eine attraktive Option sein, da der Nachfolger das Unternehmen gut kennt und die Werte sowie die Kultur des Unternehmens bereits verinnerlicht hat. Allerdings kann die Nachfolge innerhalb der Familie auch mit Herausforderungen verbunden sein, insbesondere wenn es Schwierigkeiten in der Familienbeziehung gibt oder der Nachfolger möglicherweise nicht über ausreichende Erfahrung oder Fähigkeiten verfügt, um eine Übernahme erfolgreich zu gestalten.

Bei der internen Nachfolge (Management Buy Out) übernimmt ein langjähriger Mitarbeiter, der die Kultur, Produkte und Strategien des Unternehmens versteht und über wertvolle Erfahrung sowie entsprechende Fähigkeiten verfügt. Allerdings gibt es auch Herausforderungen bei der internen Nachfolge, insbesondere wenn das Gewicht der Erwartungen und Verantwortungen auf dem Nachfolger lastet, der sich mit Kollegen arrangieren und schnell an die neue Rolle anpassen muss.

Außerdem kann die interne Nachfolge zu Enttäuschungen und Unzufriedenheit bei anderen Mitarbeitern führen, die ebenfalls Ambitionen auf die Führungsposition hatten. Um eine erfolgreiche interne Nachfolge zu gewährleisten, ist es wichtig, dass ein klarer, fairer Auswahlprozess implementiert wird und dass der Nachfolger ausreichend Zeit sowie Ressourcen zur Vorbereitung auf seine neue Rolle erhält.

Die dritte – mittlerweile häufigste - Option ist die externe Nachfolge (Management Buy In), bei der eine Person oder eine Gruppe von Personen außerhalb des Unternehmens als Nachfolger gewählt wird. Bei dieser externen Unternehmensnachfolge werden oftmals neue Ideen und Fähigkeiten mitgebracht, die das bestehende Geschäftsmodell weiterentwickeln.

Andererseits kann die externe Nachfolge Probleme aufwerfen, insbesondere wenn der neue Nachfolger sich schwer damit tut, das Unternehmen und seine Kultur zu verstehen oder nicht von den bestehenden Mitarbeitern akzeptiert wird. Es ist auch möglich, dass ein externer Nachfolger nicht in der Lage ist, die langfristigen Ziele und Werte des Unternehmens zu verstehen oder umzusetzen.

Neben der fachlichen Eignung und dem – bei externen Nachfolgen – notwendigen Kapital bedarf es für die Unternehmensnachfolge eines Cultural Fits, um sicherzustellen, dass Nachfolger und Unternehmen gut zusammenpassen. Der Cultural Fit bezieht sich auf die Werte, die Vision, die Mission und die Ethik eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter. Wenn der Nachfolger nicht gut zum Unternehmen passt, kann dies zu Spannungen, Konflikten und schließlich zu einem schlechten Betriebsergebnis führen.

Anschließend sind die Modalitäten der Finanzierung zu klären, bei der es für die Verkäuferseite darum geht, den vereinbarten Kaufpreis auch zu bekommen. Die wenigsten Käufer verfügen über entsprechendes Eigenkapital, um die vereinbarte Summe direkt “aus eigener Tasche” zu bezahlen. Wenn der potentielle Nachfolger trotz mehrerer Bausteine zur Kaufpreisfinanzierung noch eine Lücke zum fairen Kaufpreis hat, kann ein Verkäuferdarlehen eine für beide Seite attraktive Lösung darstellen.

Dieses signalisiert auch anderen Stakeholdern, wie z.B. der kreditgebenden Hausbank, dass der Verkäufer keinen überhöhten Kaufpreis erzielen will, sondern auf die zukünftige Finanzkraft des Unternehmens vertraut. Der Verkäufer partizipiert möglicherweise zusätzlich durch Zinszahlungen. Sieht der Käufer nicht die vom Verkäufer skizzierte, erfolgreiche Zukunft, kann eine Earn-Out-Vereinbarung der Brückenschlag zwischen Käufer/ Verkäufer sein. Einen Teil des Kaufpreises erhält der Verkäufer nur bei Erreichen seiner zukünftigen Ertragsprognosen.

Aus Verkäufer-Sicht ist es zudem ratsam, der Käuferseite den Abschluss einer W&I-Versicherung zu empfehlen, die bei möglichen nachträglichen Schadensersatzansprüchen einspringen würde.

Ist die Frage der Finanzierung geklärt, kommt es zur Ausgestaltung eines Kaufvertrages. Dieser umfasst nicht nur das Zahlenwerk (Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten), sondern legt auch den Übergangszeitraum fest, in dem der Vorgänger noch im Unternehmen bleibt, um den Nachfolger zu unterstützen. Es wird die Übergabe von Patenten und Übertragung von Verträgen geregelt. Eine der wichtigsten Punkte im Kaufvertrag betrifft die Haftung und die für beide Seiten passenden Ausformulierungen von Garantien und Zusicherungen.

3. Nachkaufphase

Nach erfolgter Unternehmensübergabe kommt es – je nach Betriebsgröße - zu einer Übergangsphase, in die sowohl der ‘alte’ als auch der neue Unternehmer involviert sind. Besonders wenn der Unternehmer das “Gesicht” der Firma war, ist es ratsam, den Nachfolger umfassend zu unterstützen. Es ist elementar, nach dem Unternehmensübergabe schnell in die Kommunikation mit den Mitarbeitern zu gehen, mögliche Verunsicherungen zu lösen und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Ebenso müssen Absprachen mit Lieferanten und Kunden getroffen werden, sodass der Geschäftsbetrieb ohne Einschränkungen weiter gehen kann. Sobald die Übergangsphase abgeschlossen ist, zieht sich der Verkäufer endgültig zurück, sodass der neue Inhaber dann seine Strategien und Ideen zur Ausrichtung des Unternehmens angehen kann.

Fazit zur Unternehmensnachfolge

Eine Unternehmensnachfolge ist – vor allem bei der externen Form - ein langwieriger Prozess, der für einen erfolgreichen Fortbestand gut strukturiert und geplant werden sollte. Um die vielfältigen Herausforderungen zu meistern, empfiehlt es sich frühzeitig professionell durch Experten wie M&A-Berater begleiten zu lassen. Ebenso wichtig wie die Vorbereitung ist die Suche nach einem geeigneten Käufer, der neben dem notwendigen Kapital auch zur Unternehmenskultur passt. Auf etablierten Plattformen wie DUB.de oder DUB Premium (für Unternehmen ab einem Jahresumsatz von 20 Millionen Euro) können Verkäufer die passenden Investoren oder Käufer finden.