Fremdkapital

Definition Fremdkapital

Fremdkapital bezeichnet den Kapitalteil des Unternehmens, der nicht den Eigentümern selbst, sondern fremden Kapitalgebern (Gläubigern) gehört und somit Schulden darstellt. Fremdkapital kann unterschieden werden in kurzfristig bis zu einem Jahr, mittelfristig von einem bis unter 5 Jahre oder langfristig über 5 Jahre. Für Kapitalgesellschaften ist im § 266 III HGB die Aufgliederung für Fremdkapital definiert. Zu unterscheiden sind insbesondere Verbindlichkeiten und Rückstellungen. In einer Bilanz bildet Fremdkapital zusammen mit dem Eigenkapital die Passiva, welches den Aktiva gegenübergestellt wird.

Vor- und Nachteile von Fremdkapital 

Fremdkapitalgeber sind im Gegensatz zu Eigenkapitalgebern nicht am Unternehmen beteiligt. Sie haben als Gläubiger dafür typischerweise einen Anspruch auf Rückzahlung (Tilgung) und die Zahlung von Zinsen, die nicht an den Unternehmenserfolg geknüpft sind. Die Aufnahme von Fremdkapital kann für ein Unternehmen vorteilhaft sein, da es die Möglichkeit bietet, Investitionen zu tätigen und zu wachsen, ohne dass die Eigentümer Mitsprache- und Kontrollrechte an die Kapitalgeber abgeben müssen. In der Praxis sind Fremdkapitalgebern jedoch, abhängig von Finanzierungsvolumen und Unternehmensbonität, regelmäßig Informations- und Zustimmungsrechte einzuräumen. Im Gegensatz zu Eigenkapitalgebern haften Fremdkapitalgeber dafür nicht für Verbindlichkeiten des Unternehmens und tragen somit ein geringeres Risiko. 

Leverage-Effekt 

Die Fremdkapitalkosten eines Unternehmens fallen aufgrund des geringeren Risikos typischerweise geringer aus als die Eigenkapitalkosten. Dieser Kostenvorteil kommt beispielsweise im Rahmen des sog. Leverage-Effektes (Hebel-Effektes) zum Tragen. Hierbei kann die Eigenkapitalrentabilität durch die Aufnahme von Fremdkapital gesteigert werden, solange die Rentabilität des Gesamtkapitals des Unternehmens größer ist als die Fremdkapitalkosten. Zudem wirken Fremdfinanzierungskosten steuermindernd, da sie den steuerpflichtigen Gewinn reduzieren.

Verschuldungsgrad

Dabei ist jedoch wichtig, dass das Unternehmen stets in der Lage ist, die Zins- und Tilgungszahlungen sicherzustellen. Auch in schlechten Zeiten, wenn kein Gewinn erwirtschaftet wird, müssen die vertraglich festgelegten Kapitaldienste (Zins- und Tilgungsleistungen) erbracht werden. Damit ein Unternehmen stets seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann, sollte es deshalb ein gesundes Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital geben. Eine wichtige Kennzahl in diesem Zusammenhang ist der Verschuldungsgrad, die das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital setzt. Je niedriger dieser ausfällt, desto weniger verschuldet und finanziell unabhängiger ist ein Unternehmen. Es finanziert sich dann in erster Linie aus Eigenkapital. Der optimale Verschuldungsgrad ist vor allem abhängig vom Geschäftsmodell und dem damit verbundenen leistungswirtschaftlichen Risiko des Unternehmens. 

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Gastautor

Professor Nick Dimler

Professor Dr. Nick Dimler
Herr Prof. Dr. Nick Dimler ist promovierter Diplom Kaufmann und Diplom Volkswirt. Er lehrt allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzen und Entrepreneurship, an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Berlin. Außerdem ist er Partner bei Dimler & Karcher, einer Unternehmensberatung mit Spezialisierung auf Finanzierung und Fördermittel. Weitere Infos auch unter: www.dimlerundkarcher.de