Unternehmensnachfolge im Handwerk – Übernahme mit goldenem Boden

Die Nachfolge in einem Handwerksbetrieb zu übernehmen, birgt zahlreiche Chancen. Genauer: in den kommenden Jahren mehr als 125.000 Chancen auf berufliche Erfüllung und Glück. Hierfür gilt es allerdings noch einige Weichen zu stellen. 

Wir hören es von allen Seiten, und wir wissen, dass es stimmt: Die Zeiten sind schwierig. Mit dieser Erkenntnis kann so mancher sicherlich zu der persönlichen Entscheidung kommen, sich nicht gerade jetzt selbstständig zu machen. Diese Erkenntnis kann aber auch ein gutes Argument sein, um sich – im Gegenteil – genau jetzt selbstständig zu machen. Denn gerade wenn die Zukunft ungewiss ist, ist es ratsam, sie selbst in die Hand zu nehmen. Nur so kann man sie im eigenen Interesse gestalten.

Sie als Unternehmerinnen und Unternehmer wissen, was es bedeutet, ein Unternehmen zu gründen oder zu übernehmen. Es erfordert Mut und Risikobereitschaft. Es erfordert viel Arbeit und Nerven. Aber es fordert nicht nur, sondern es gibt auch zurück. Und zwar sehr viel!

Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage: Es ist ein großartiges Gefühl, sich selbst etwas aufzubauen. Es ist eine Freude, junge Menschen auszubilden und ihnen das Rüstzeug für ihren beruflichen Weg mitzugeben. Es macht einen zufrieden, die eigenen Ideen umzusetzen. Und wie gut klingt doch der Satz: „Ich bin mein eigener Chef.“ Das und noch mehr ist das Glück, das die Selbstständigkeit bringt.

Aufgrund der demographischen Situation ist die Zeit für eine Betriebsübernahme aktuell im Handwerk sogar besonders gut. Denn allein in den kommenden fünf Jahren stehen hier rund 125.000 Betriebsnachfolgen an. Wer einen Betrieb übernimmt, gestaltet Bewährtes neu. Er oder sie bewahrt sowohl Ausbildungs- und Arbeitsplätze als auch wertvolles Know-how. Und es gibt mehr als genug zu tun: Bei all den Zukunftsaufgaben im Klimaschutz, bei der Energie- und Mobilitätswende, beim Wohnungsbau oder der Versorgung einer immer älteren Bevölkerung wird die Arbeit im Handwerk so bald nicht ausgehen.

Denn für all die vielen Aufgaben braucht es noch mehr qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker. Um die vielfältigen Karrieremöglichkeiten im Handwerk für junge Menschen bekannter und attraktiver zu machen, brauchen wir daher eine frühe und umfassende Berufsorientierung an allen Schulen, gerade auch Gymnasien. So können wir früh das Interesse an einem handwerklichen Berufsweg und einer möglichen Selbstständigkeit wecken und Wissen über die zahlreichen Möglichkeiten im Handwerk vermitteln.

Und ganz grundsätzlich brauchen wir eine Bildungswende, also eine deutlich stärkere Fokussierung auf die berufliche Ausbildung und berufspraktische Arbeit und damit einhergehend eine gleichwertige Förderung und Unterstützung von beruflicher wie akademischer Bildung. Wir brauchen mehr Wertschätzung und Anerkennung für das, was Handwerkerinnen und Handwerker tagtäglich leisten. Denn sie halten unser Land am Laufen, indem sie Brötchen backen, Brillen und Hörgeräte anfertigen, Bäder altersgerecht sanieren, Häuser bauen und Straßen pflastern. Und sie sind es, die die Gestaltung der Zukunft umsetzen, indem sie Windparks bauen, Solarpaneele, Wärmepumpen und Ladesäulen für E-Autos installieren.

Die Nachfolge in einem Handwerksbetrieb zu übernehmen, birgt also zahlreiche Chancen. Genauer: in den kommenden Jahren mehr als 125.000 Chancen auf berufliche Erfüllung und Glück. Denn das Glück ist mit den Tüchtigen.

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Gastautoren

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH)
Hans Peter Wollseifer
Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks

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