Potenziale von und für Frauen in der Nachfolge aufzeigen

Die Sicherung der Nachfolge in bestehenden Unternehmen ist eine der größten Herausforderungen im Mittelstand. Trotzdem ist der Anteil von Frauen, die ein Unternehmen übernehmen, immer noch sehr gering.

Potenziale von und für Frauen in der Nachfolge aufzeigen

Sieht man sich die Position von Frauen in der Wirtschaft an, sei es als Gründerin und Unternehmerin oder als Arbeitnehmerin und Führungskraft, fallen in Deutschland Anspruch und Wirklichkeit weiterhin weit auseinander. Studien belegen: Frauen haben einen großen Anteil an der wirtschaftlichen Leistung Deutschlands, junge Frauen sind beim Berufseinstieg besser ausgebildet und divers besetzte Teams sind ein Erfolgsfaktor für Unternehmen und Unternehmensgründungen. Fakt ist aber auch: Frauen sind weiterhin unterrepräsentiert bei Unternehmensgründungen, in der Unternehmensnachfolge, in MINT-Berufen, in Vorständen und sonstigen Führungspositionen der deutschen Wirtschaft.

Dafür gibt es eine Vielzahl miteinander verknüpfter und sich gegenseitig verstärkender Gründe: Strukturelle Faktoren in den Unternehmen selbst sowie strukturelle Faktoren, die weiterhin die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschweren, finanzielle Faktoren, wie der erschwerte Zugang zu Kapital und steuerliche Fehlanreize und letztlich auch soziokulturelle Faktoren, die die berufliche Entwicklung von Frauen prägen. Insbesondere Letzteres ist von großer Bedeutung, denn überholte Geschlechterstereotype sind hierzulande noch weit verbreitet. Wir wollen eine liberale, moderne Gesellschaft sein, die Frauen und Männern gleiche Chancen bietet, aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Eine Studie zur Unternehmensnachfolge der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) zeigt, dass männliche Übergeber von Unternehmen bei der familieninternen Nachfolge den Sohn einer Tochter mit rund 73 Prozent deutlich vorziehen. Überdies treten Frauen leider immer noch seltener die Nachfolge an als Männer: Nur 25 Prozent der Nachfolgenden sind weiblich – und dies, obwohl der Anteil der Frauen an allen Gründungsinteressierten, die ein Unternehmen übernehmen oder neu gründen wollen, laut einer DIHK-Studie mittlerweile 43 Prozent beträgt. Dieses Potenzial muss besser genutzt werden.

Wir wissen, wie wichtig Vorbilder für die Wahl der Berufsausbildung oder des Studienfachs sind, egal ob es um Unternehmensgründungen, -nachfolgen oder die Übernahme von Führungspositionen in der Wirtschaft geht. Vorbilder bieten Orientierung und geben Kraft, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben. Dieses Bewusstsein ist auch für die Schaffung eines unternehmerischen Mindsets von großer Bedeutung. Wir brauchen daher mehr sichtbare Role Models und eben jene Unternehmerinnen und Nachfolgerinnen in Entscheidungsgremien, auf Podien, in den Medien, in Schulbüchern und in der Berufsorientierung. Denn wir können nur werden, was wir erleben und uns vorstellen können! Bildung und Erziehung haben den Auftrag, Bildungsstereotype zu durchbrechen und junge Frauen darin zu bestärken Selbständigkeit als Berufsoption zu wählen.

Auch der Verband deutscher Unternehmerinnen sieht es als seinen Auftrag, Verantwortung für die nächste Unternehmerinnengeneration zu übernehmen: Wir vernetzen junge Unternehmensnachfolgerinnen mit erfolgreichen Unternehmerinnen, die ihr Know-how teilen, Mut machen und zeigen, was machbar ist. Neben Netzwerken und Erfahrungsaustausch, ist das sichtbar machen von Vorbildern eines unserer zentralen Anliegen. Im Rahmen unseres Modellprojektes „she succeeds – Mehr weibliche Nachfolge!“ sowie unseres she succeeds awards, dem ersten und einzigen Preis in Deutschland, der erfolgreiche Unternehmensnachfolgen und -übergaben auszeichnet, porträtieren wir sowohl familieninterne und externe Unternehmensnachfolgerinnen als auch ehemalige Inhaberinnen und Inhaber, die im besonderen Maße dazu beigetragen haben, Frauen den Weg als Unternehmerin in der Nachfolge zu ebnen.

Dabei liegt es uns besonders am Herzen, die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie der Einstieg als Unternehmensnachfolgerin gelingen kann. Unsere Vorbilder haben das Unternehmen als Tochter geplant oder auch überraschend übernommen, den Betrieb als zuvor leitende Angestellte oder auch externe Managerin gekauft und führen die Unternehmen nun allein, als Geschwisterpaar oder auch im Team mit mehreren Personen. Sie sprechen über ihre Erfahrungen und motivieren nachfolgeinteressierte Frauen, den Schritt der Übernahme eines Unternehmens in der Nachfolge zu gehen. Mit dem Aufzeigen dieser verschiedenen Modelle möchten wir die Selbstständigkeit als eine attraktive Karriereoption für Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen herausstellen. Das Aufzeigen der Potenziale von und für Frauen in der Unternehmensnachfolge ist ein entscheidender Schritt dafür, dass der erfolgreiche Generationswechsel im Mittelstand gelingt. Denn für das Gelingen der großen Transformationsprozesse der deutschen Wirtschaft benötigen wir alle Kompetenzen – und dabei können wir nicht auf Frauen verzichten.

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Gastautorin

Evelyne de Gruyter
Evelyne de Gruyter
Geschäftsführerin
Verband deutscher Unternehmerinnen e. V. (VdU)

 

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