Nach der Energiekrise folgt die Ernährungskrise:

Ein neues Handelsformat bietet Lösungen 

Ein Startup aus Osnabrück ist dabei, einen genossenschaftlichen Supermarkt aufzubauen, um dadurch Landwirt:innen fairer zu bezahlen und gleichzeitig Kund:innen einen preiswerteren Einkauf von hochwertigen Lebensmitteln zu bieten. Wie das gehen soll, lesen Sie hier… 

Ein Markt von der Region für die Region – das ist das Konzept, das Nils Heitmann gerne in der Friedensstadt etablieren möchte. Sogenannte Food Coops gibt es bereits in großen Städten wie Hamburg, Berlin und München. Der Clou: Gesellschafter sind Mitarbeiter und Kunde. Doch die passende Ladenfläche in Osnabrück fehlt bisher.

Klima-, Energiekrise und die Pandemie: Sie alle tragen dazu bei, dass Menschen ihren Konsum hinterfragen, den Fokus auf regionale und nachhaltige Perspektiven richten und sich anderen Aufgaben widmen. Das hat auch Nils Heitmann gemacht, den es vor rund einem halben Jahr mit seiner Familie in die Region zog. Das System, wie wir uns ernähren und Lebensmittel herstellen, steckt in der Krise. Aktuell ist es so, dass die meisten Supermärkte so viele Produkte wie möglich verkaufen wollen, die so günstig wie möglich hergestellt wurden, um mit den entsprechenden Margen möglichst viel Gewinn machen zu können.

Doch das steht im Widerspruch zu einem nachhaltigen Konsum und einer sozial und ökologisch gerechten Lebensmittelherstellung. Und es entstehen Kosten, die wir alle tragen müssen: unfruchtbare Böden, Belastung des Wassers, Verpackungsmüll, ungerechter Zugang zu Lebensmitteln und das Fortschreiten des Klimawandels.

Deswegen ist es wichtig, Strukturen wie den Lebensmitteleinzelhandel zu ändern. Und das geht mit dem WirMarkt. Denn es macht nicht nur einen Unterschied, was du einkaufst, sondern auch wo du einkaufst.

Heitmann möchte deshalb einen „demokratischen und solidarischen Supermarkt“ gründen. Der Wir:Markt wird eine Genossenschaft, das heißt konkret: Jedes Mitglied hat Mitspracherecht und kann das Angebot und den Shop mitgestalten. Für den 36-Jährigen eine 180 Grad-Wende, „eine komplett andere Welt“. Denn zuvor arbeitete er als Verkaufsleiter bei Lidl, später bei Tchibo. „Doch diese großen Firmen haben mir in Sachen Nachhaltigkeit nicht gereicht“, erzählt Heitmann. Das sei ihm besonders im vergangenen Jahr während seiner Elternzeit bewusst geworden: „Wie soll ich meinen Kindern später erklären, was ich beruflich gemacht habe.“

Hamburger Konzept dient als Vorbild

Als Vorbild dient ihm der Hamburger Wir:Markt, in dem er selbst als Mitglied gearbeitet hat. „Ich will das Konzept von dort mitnehmen und hier ausführen“, so der Familienvater. Bei dem MitmachSupermarkt setze er auf volle Transparenz – bei Preisen, Gehältern und auch Lieferketten. Ziel sei es, so viel regionale Produkte wie möglich anzubieten.

Und wie trägt sich das Konzept? Vorerst plant Heitmann mit einem einmaligen Beitrag von 100 Euro, 35 Euro Mitgliedsbeitrag monatlich oder drei Stunden aktiver Arbeit im Laden. „Das hört sich erst einmal viel an“, so Heitmann, „aber mit dem reduzierten Warenkorb lohnt es sich gegenüber einem herkömmlichen BioSupermarkt trotzdem.“ Dadurch dass Mitglieder selbst mit anpacken, spare man sich die Personalkosten. „Diesen Preisvorteil gebe ich an die Kunden- und Lieferantenseite weiter.“ Gerade in Zeiten von hoher Inflation ein Kaufargument. Damit sei der Einkauf nicht nur für Käuferinnen und Käufer günstiger, sondern auch Landwirte und Erzeuger erhalten einen fairen Preis – anders als bei Supermarktketten. „Davon können sie ihr Vieh draußen halten, auf Pestizide verzichten und das hat wiederum Auswirkungen auf Luft, Klima und Tierwohl.“

Crowdfunding-Aktion für Eröffnung bis 31.8.2022

"Den richtigen Ort finden wir, wenn es so weit ist“, ist der Gründer überzeugt. Derzeit können auch noch Mitgründer einsteigen. Sein Traum: Einen zweiten Standort im Osnabrücker Land. Doch damit es so weit kommen kann, sammelt Heitmann via Crowdfundig derzeit bis Ende August 25.000 Euro Startkapital, mit dem er bei einer nachhaltigen Bank einen Kredit für den Osnabrücker Wir:Markt aufnehmen will – im Gegenzug erhalten Osnabrückerinnen und Osnabrücker Dankeschöns wie regionale Leckereien oder Events wie Hofbesuche. „Jeder gibt ein bisschen, damit der Wir:Markt Wirklichkeit wird.“

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Gastautor


Nils Heitmann
Gründer & Mediator
WirMarkt Osnabrück

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