Mut zur Nachfolge: Stefanie Bindzus' Weg in die Unternehmensführung

"Je flexibler ein Unternehmen im Bereich der Arbeitsmodelle ist, desto besser." – Stefanie Bindzus kennt die Herausforderungen und Chancen für Frauen in der Unternehmensnachfolge aus erster Hand. Als Geschäftsführerin des erfolgreichen Bielefelder Mittelständlers ITV (Industrieteile-Vertriebs GmbH), den sie 2009 von ihrem Vater übernahm, hat sie nicht nur das Unternehmen (knapp 20 Mio. Euro Jahresumsatz) gemeinsam mit zwei weiteren Geschäftsführern erfolgreich weitergeführt, sondern setzt sich auch aktiv für ein Umfeld ein, das Frauen ermutigt und unterstützt, Führungsrollen anzustreben.

Mut zur Nachfolge: Stefanie Bindzus' Weg in die UnternehmensführungBild: Vanessa Battré

Flexibilität und Unterstützungsnetzwerke

Bindzus' Erfahrung zeigt, dass Flexibilität im Unternehmenskontext entscheidend ist, um Frauen in Führungspositionen zu unterstützen. „Ich finde, da fehlt noch viel Kreativität, diese Dinge besser unter einen Hut zu kriegen", reflektiert sie über die Herausforderungen, Arbeits- und Familienleben zu vereinbaren. Sie sieht nicht nur Unternehmen, sondern auch gesellschaftliche Einrichtungen wie Schulen und Betreuungsangebote in der Verantwortung, umfassende Unterstützungsnetzwerke zu schaffen.

Mut zur Übernahme und zum Wandel

Die Übernahme eines Unternehmens ist eine bedeutende Herausforderung, die Mut erfordert – besonders für Frauen, die in traditionell männlich dominierten Branchen Fuß fassen wollen. Bindzus ermutigt: „Einfach machen und sich nicht so viele Gedanken darüber machen, ob man das zu 100% schafft.“ Ihr Rat an zukünftige Unternehmerinnen ist klar und deutlich: Sich nicht von Zweifeln lähmen lassen, sondern den Schritt wagen und aus jeder Erfahrung lernen. Trotz der nach wie vor bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten im Bereich der Unternehmensnachfolge bemerkt die Bielefelderin einen positiven Trend. „Ich finde schon, dass ein Wandel herrscht“, sagt sie und verweist auf die zunehmende Zahl weiblicher Gründerinnen. Dieses Phänomen ist besonders in Netzwerken und Gemeinschaften sichtbar, die sich der Förderung von Unternehmerinnen widmen. Bindzus' Beobachtungen bestätigen, dass, obwohl Frauen in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert sind, die Bewegung in Richtung Gleichstellung und Anerkennung weiblicher Führungskräfte stetig zunimmt.

Geschlechtergerechtigkeit in der Führung

In ihrem eigenen Unternehmen hat die 51-Jährige erfahren, dass Leistung und Führungsqualität unabhängig vom Geschlecht sind. „Da geht es nur darum, ob man das kann oder nicht“, betont sie. Diese Erfahrung unterstreicht die Notwendigkeit, Vorurteile abzubauen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Kompetenzen und Ergebnisse zählen, nicht das Geschlecht. Gleichzeitig ist Stefanie Bindzus realistisch hinsichtlich der Herausforderungen, die Frauen auf ihrem Weg in die Führungsebenen begegnen können. Sie weiß, dass nicht jede Frau eine Führungsposition anstrebt, ähnlich wie nicht jeder Mann dafür prädestiniert ist. Die Entscheidung für eine Führungsrolle ist tief persönlich und sollte von individuellen Stärken, Leidenschaften und Lebensumständen geleitet sein.

Fazit

Stefanie Bindzus hebt hervor, wie entscheidend Flexibilität und ein ganzheitlicher Blick auf das Arbeitsumfeld für die Förderung von Frauen in Führungspositionen sind. Ihr Aufruf zu mehr Kreativität im Umgang mit Arbeitsmodellen und zur Überwindung starrer Strukturen bildet ein starkes Fundament für Unternehmen, die sich zukunftsorientiert aufstellen möchten. Bindzus betont, dass es nicht allein die Aufgabe der Unternehmen, sondern eines gesamten Netzwerks ist, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Frauen ermöglichen, ihre beruflichen Ambitionen frei von traditionellen Zwängen zu verfolgen. Zugleich vermittelt sie Zuversicht im Umgang mit den Unwägbarkeiten der Unternehmensführung und hebt hervor, dass der Mut, sich auf das 'Learning by Doing' einzulassen, entscheidender ist als Perfektionismus.

Empfehlung der Redaktion: Ein ausführliches Interview mit Stefanie Bindzus lesen Sie in Ausgabe 2/24 des DUP Unternehmermagazin (erscheint am 19.04.2024). 

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Autor

Christian Slotta
Christian Slotta
Deutsche Unternehmerbörse DUB.de

 

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