Keine Stadt ohne Handel


Die Zeiten bleiben herausfordernd, besonders für den Einzelhandel in Deutschland. Nicht nur die Corona-Pandemie hat ihre Spuren in der Branche hinterlassen, auch die weltweit schwierige wirtschaftliche und politische Lage hat Folgen für den Handel.

Keine Stadt ohne Handel

In keinem anderen Wirtschaftssektor ist die Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher so deutlich zu spüren, das Konsumklima ist nach wie vor angespannt. Daher gilt es umso mehr, das eigene Unternehmen vor diesem Hintergrund zukunftssicher aufzustellen.

Die Krisen sind jedoch nicht folgenlos geblieben. Viele Händlerinnen und Händler mussten ihr Geschäft in den vergangenen Jahren aufgeben. Allein im Jahr 2024 wird die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte laut HDE-Prognose um rund 5.000 sinken. Ende des Jahres werden damit seit 2019 insgesamt 46.000 Geschäfte ihre Türen für immer geschlossen haben. Das ist eine dramatische Entwicklung, von der vor allem der Fachhandel betroffen ist. Der häufig inhabergeführte, nicht-filialisierte Fachhandel verliert somit weiter Markanteile. Sein Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz ist im vergangenen Jahr auf unter 13 Prozent gesunken, hat sich in den zurückliegenden zwanzig Jahren also halbiert.

Für die Zukunft der Innenstädte hat diese Krise des kleinbetrieblichen Fachhandels spürbare Folgen. Insolvenzen, eine fehlende Nachfolge und überbordende Bürokratie führen dazu, dass Betriebe nicht weitergeführt werden und unsere Städte und Gemeinden an Attraktivität verlieren. Mit jeder Geschäftsschließung wächst die Gefahr einer Verödung unserer Innenstädte, denn der Einkauf ist für viele Menschen der Hauptgrund für den Besuch im Zentrum.

Daher braucht der Standort Innenstadt schnelle und entschlossene Hilfe, um weiterhin mit einem abwechslungsreichen Einzelhandelsangebot attraktiv zu bleiben. Es gilt, die Vielfalt im Einzelhandel zu erhalten, sowohl stationär als auch online. Investitionshilfen zur Zukunftssicherung, ein konsequenter Bürokratieabbau und eine Initiative für Gründungen im Einzelhandel sind Ansätze, die eine erfolgreiche Zukunft der Branche möglich machen können. Dafür brauchen wir auch die Unterstützung der Politik im Bund, in den Ländern und Kommunen. Weniger Bürokratie, verträgliche Mieten, attraktive und erreichbare Innenstädte und die Chancen der Digitalisierung für den Mittelstand zu öffnen, sind hierbei besonders wichtig.

Dass mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens Handlungsbedarf besteht, haben viele Händlerinnen und Händler längst erkannt. Insbesondere der mittelständische Einzelhandel und damit Hunderttausende gut geführter Unternehmen müssen investieren, in ihre Geschäftskonzepte digital und stationär, um langfristig im harten Wettbewerb bestehen zu können. Dafür braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Allerdings sind viele Handelsunternehmen häufig nicht in der Lage, diese notwendigen Zukunftsinvestitionen alleine zu stemmen. Nach den Krisen der vergangenen Jahre besteht ganz einfach kein finanzieller Spielraum mehr. Umso wichtiger sind gezielte Investitionshilfen. Besonderen Bedarf sehen Händlerinnen und Händler etwa bei Investitionen in eine bessere städtische Infrastruktur, bei finanziellen Zuschüssen für die Geschäftsausstattung und in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Um den Einzelhandel von morgen zu gestalten, müssen wir genau hier ansetzen und diese Zukunftsprojekte angehen, auch um resilienter zu werden. Denn es gibt keine Stadt ohne Handel. Daher sollten wir alles dafür tun, dass unser Lieblingsgeschäft in der Innenstadt auch morgen noch seine Türen öffnet. Den Trend bei der Entwicklung der Insolvenzen auszubremsen, ist eine der vielen Aufgaben einer jeden Stadtgesellschaft.

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Autor

Stefan Genth

Stefan Genth
Hauptgeschäftsführer
Handelsverband Deutschland
HDE e.V.

Foto: HDE/Hoffotografen

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