Ein besonders kritisches Thema in Familienunternehmen ist der Generationenwechsel. Die Homöostase, das Bestreben eines Systems, seinen aktuellen Zustand beizubehalten, wird insbesondere bei der Übergabe der Firma an die nächste Generation deutlich. Nehmen die Nachfolger Ihre neun Rollen als Gesellschafter, als Mitglied der Geschäftsleitung usw. nun war, bedeutet das für den aktuellen Unternehmenslenker sich aus der alle Kreise überschneidenden Position in der Mitte zu entfernen. Anlass für das System ins Wanken zu geraten mit all seinen Versuchen, den gewohnten Ursprungszustand wieder herstellen zu wollen. Denn Werte, Bedürfnisse und die Identifikation mit neuen Rollen werden oft anders interpretiert als vom Vorgänger.
Um einen sanften Übergang zu gewährleisten, ist die frühzeitige Beschäftigung mit dieser Thematik, die Einbindung aller Stakeholder und die Entwicklung einer langfristigen Inhaberstrategie unerlässlich. Eine moralisch bindende Familienverfassung und ein rechtlich bindender Gesellschaftervertrag können hierbei ein wertvolles Ergebnis sein.
Das Modell der Kreise zeigt auch, dass sich die Bedürfnisse und Sichtweisen der Akteure ständig weiterentwickeln. Familienunternehmen müssen sich daher nicht nur mit aktuellen Herausforderungen auseinandersetzen, sondern auch proaktiv für zukünftige Entwicklungen planen.
Bei gut jeder zweiten Unternehmerfamilie steht allerdings die Juniorgeneration für ein Engagement im eigenen Familienbetrieb nicht zur Verfügung. Zu sehr differieren die Vorstellungen von einem erfüllten Leben mit der gelebten Praxis des Unternehmerdaseins. Eine Tendenz, der man durchaus auch was Positives abgewinnen kann, ist doch Freiwilligkeit bei der Übernahme von Verantwortung und Risiko ein wichtiges Gut, um langfristig motiviert zu bleiben.
Dem Senior bleibt dann nur noch die Trennung von Familie und Unternehmen, in dem die Führung und das Eigentum an Dritte übertragen wird, oder es wird nach einer Mischform gesucht, bei der entweder das Kapital oder das Management in der Familie bleibt.
In jedem Fall führt das Auftreten neuer Akteure zu Stress im gewohnten Familienunternehmersystem. Die Neutralität des Kreismodells kann dabei helfen, Spannungen zu entschärfen, indem es die Bedeutung der Rollen hervorhebt, statt Unterschiede auf Persönlichkeitsdifferenzen zurückzuführen. Spannungen werden verständlicher, wenn die Beteiligten erkennen, wo ihre Konfliktpartner im Modell stehen. Ein wohltuender Ansatz, damit auch künftig Familienunternehmen die deutsche Unternehmerlandschaft positiv prägen.