Erfolgsfaktoren der Unternehmensnachfolge bei Familienunternehmen

Die Unternehmensnachfolge stellt Familienunternehmen vor große Herausforderungen. Häufig liegen Geschäftsführung und Eigentum in einer Hand, sodass die Interessen des Unternehmens und der Familie zu berücksichtigen sind.

Erfolgsfaktoren der Unternehmensnachfolge bei Familienunternehmen
Deloitte

Besonderheiten von Familienunternehmen

Wichtige Erfolgsfaktoren der Familienunternehmen sind die Kombination aus Tradition, strategischem Weitblick und nachhaltiger Führungskultur, gepaart mit Innovationskraft und dem Mut zum Wandel. Bei der Unternehmensnachfolge kommt es daher darauf an, die Firmen auf Basis der traditionellen Werte mit innovativen Impulsen in die Zukunft zu führen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Strukturen in Familienunternehmen sehr unterschiedlich ausfallen. Um Konflikte zu vermeiden und die Weichen für einen zukünftigen, nachhaltigen Erfolg sicherzustellen, ist eine sorgfältige Vorbereitung entscheidend. Dabei spielen ein klar strukturierter Nachfolgeplan und -prozess, die Auswahl des Nachfolgers nach objektiven Kriterien sowie die richtige Kommunikation mit allen relevanten Interessengruppen eine wichtige Rolle. Obwohl jede Nachfolge individuelle Lösungen erfordert, gibt es wichtige Erfolgsfaktoren, um typische Probleme bei der Unternehmensnachfolge zu vermeiden.

Grundlegende Fragen zur Unternehmens-, Familien- und Gesellschafterstruktur klären

Am Anfang jedes Nachfolgeprozesses sollte eine umfassende Analyse stehen, die folgenden wichtigen Fragen auf den Grund geht: Wie sehen die familiären Eigentümer-Strukturen aus? Welche Generationen sind zu berücksichtigen? Soll der Betrieb von Familienmitgliedern oder von einem Fremdgeschäftsführer weitergeführt werden? Wie viel wird ausgeschüttet? Was soll geschehen, wenn Gesellschafter ihre Anteile verkaufen?

Ein Teil dieser Informationen findet sich bereits in Gesellschaftsverträgen wieder, andere müssen häufig noch geklärt werden. Ergänzend sollten all diese Punkte jedoch in einer Familiencharta festgehalten werden, die von allen wichtigen Interessengruppen mitgetragen wird und neben wichtigen Werten die grundlegende Strategie und die Familienführung („Family Governance“) festlegt.

Einen Nachfolgeplan erstellen

Der erste konkrete Schritt auf dem Weg zu einem erfolgreichen Generationenwechsel liegt in der Erstellung eines Nachfolgeplans, der alle Abläufe und Prozesse für Unternehmen und Familie klar definiert. Wichtige Kernelemente sind die Auswahl der möglichen Kandidaten, die Vorbereitungsphase, die eigentliche Übergabe sowie die Nachbereitung des Stabwechsels an der Unternehmensspitze. Entscheidend ist es, frühzeitig die Weichen für eine geregelte Firmennachfolge zu stellen. Zudem sollte ein Notfallplan erstellt werden, der das weitere Vorgehen für eine unerwartete Nachfolge regelt.

Die Entscheidungsgremien der Unternehmensnachfolge festlegen

Um den Betrieb erfolgreich an die nächste Generation weiterzugeben, ist es wichtig, von Anfang an die spezifischen Interessen der Familie, des Unternehmens und aller Gesellschafter zu berücksichtigen und Vertreter der jeweiligen Interessengruppen mit einzubeziehen. Dabei muss auch festgelegt werden, wer die Hauptverantwortung trägt und wer letztendlich die Entscheidungen trifft.

Auswahlkriterien potenzieller Nachfolger definieren

Die Schlüsselfrage beim Generationswechsel ist natürlich, wer als potenzieller Geschäftsführer in Frage kommt. Im Idealfall gibt es einen oder mehrere Kandidaten aus dem Kreis der Familie, der übernehmen kann. Ist das nicht der Fall, dann muss ein familienexterner Nachfolger gesucht werden – entweder aus dem eigenen Betrieb oder aus einem anderen Unternehmen. In jedem Fall muss ein Anforderungsprofil des Kandidaten erstellt werden, das zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens sowie zur Unternehmens- und Familienphilosophie passt.

Klare Regeln für die Übergabephase aufstellen

Die entscheidende letzte Hürde bei der Unternehmensnachfolge stellt die Übergabephase dar. Hier geht es um die Einarbeitung des Nachfolgers und den sukzessiven Rückzug des bisherigen Geschäftsführers nach eindeutigen Regeln innerhalb eines festgelegten Zeitraums. Die Verantwortungsbereiche und Aufgaben für den Nachfolger des bisherigen Geschäftsführers müssen klar definiert und nach innen und außen kommuniziert werden. Weder in der Familie, bei den Mitarbeitenden oder Kunden dürfen Unsicherheiten über die neue Rollenverteilung bestehen. Häufig zieht sich der bisherige Unternehmensinhaber / Geschäftsführer in den Beirat oder Aufsichtsrat des Unternehmens zurück und nimmt eine beratende Funktion ein.

Chancen für die nächste Generation: Zukunftsthemen vorantreiben

Neben der Kontinuität und Tradition sind für die Führung von Familienunternehmen auch innovative Zukunftstrends wichtig. Schließlich erwartet fast jeder zweite Nachfolger, in den nächsten Jahren mit Disruption auf den eigenen Märkten konfrontiert zu werden. Deswegen sollte die nächste Generation wichtige Themen wie die Fortführung der Digitalisierung anpacken und vorantreiben, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Auch eine Weiterentwicklung der Unternehmenskultur ist wichtig, um das Unternehmen für junge Nachwuchskräfte attraktiv aufzustellen. Die Nachhaltigkeitsanforderungen spielen hier sicher auch eine nicht unerhebliche Rolle. Hier haben Nachfolger und Nachfolgerinnen die Chance, sich zu profilieren sowie neue Impulse ins Unternehmen zu bringen.

Family Office als Baustein der Unternehmensnachfolge

Ein wichtiger Baustein für die Vermögensnachfolge kann in der Entwicklung des Family Offices bestehen. Denn so wird die Lücke zwischen der persönlichen Sphäre des einzelnen Gesellschafters und der Unternehmenssphäre geschlossen, die sich durch das Hinzutreten einer weiteren Generation auftut bzw. vergrößert. Dies umfasst neben der Wahrnehmung von administrativen Themen und Compliance-Aufgaben auch die Verwaltung und Investition des Vermögens, das außerhalb der Unternehmenssphäre besteht. Die Aufgaben des Family Offices können dabei in der Praxis vielfältig sein und werden individuell durch die Unternehmerfamilie bestimmt. Hinzu kommt, dass das Family Office selbst als Plattform dienen kann, um Themen der Family Governance zu betreuen, die Entwicklung von Nachfolgern zu unterstützen und Strukturen in der Familie stetig fortzuentwickeln.

Dieser Trend zeigt sich auch in der aktuellen Deloitte Studie „Family Offices – resilient und zukunftssicher“. Neben der klassischen Vermögens- und Anlageverwaltung nannten 95 Prozent der befragten Family Offices die Beratung der Gesellschafter und Familie in Nachfolgefragen als wesentliche Dienstleistung des Family Offices.

Fazit: Unternehmensnachfolge erfolgreich gestalten

Die Nachfolge zählt zu den kritischen Herausforderungen von Familienunternehmen. Um Konflikte zwischen Familienmitgliedern und dem Management von Familienunternehmen zu vermeiden, ist ein klar definierter Prozess nach eindeutigen Regeln unerlässlich. Dabei sollten auch externe Experten wie Spezialisten für Nachfolgeplanung hinzugezogen werden. Ziel ist es, einen vertrauensvollen Konsens aller Beteiligten sicherzustellen und die Entscheidungen nach objektiv nachvollziehbaren Kriterien zu treffen. Die erfolgreiche Nachfolge ist ein wichtiger Meilenstein für jedes Familienunternehmen, um den nachhaltigen Erfolg auch in Zukunft zu sichern.

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Gastautoren

Markus Schmitz

Markus Schmitz
Partner | Steuerberater | Deloitte Private
Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

 

Björn Neumann

Björn Neumann
Director | Steuerberater | Deloitte Private
Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

 

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