Die Ruhe vor dem Sturm?

Auswirkungen der Corona-Epidemie auf den Unternehmenskaufpreis

Zahlreiche Unternehmen konnten durch staatliche Hilfsmaßnahmen wie Kurzarbeitergeld oder der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bisher heil durch die Krise gebracht werden. Die große wirtschaftliche Katastrophe scheint abgewendet. Doch ist das wirklich so? Was passiert, wenn diese Unterstützungen und Überbrückungslösungen auslaufen? Die eigentliche Pleitewelle könnte uns nämlich noch erst bevorstehen und im Herbst zahlreiche Unternehmen in die Insolvenz treiben. Dieser Meinung sind zumindest Insolvenzverwalter und insolvenznahe Rechtsberater.
Auswirkungen der Corona-Epidemie auf den Unternehmenskaufpreis
Trügerische Ruhe: Rollt im Herbst eine Insolvenzwelle auf die Wirtschaft zu?

Manche Branchen wird es im Herbst schwerer treffen als andere. Unternehmen in der Fahrzeugindustrie sowie im Maschinen-/Anlagenbau, den gesamten Tourismus Sektor und den Handel wird es aller Voraussicht nach besonders hart treffen. Andere Bereiche wiederum werden von der Krise profitieren. Das betrifft natürlich in erster Linie IT- und Softwareunternehmen sowie die Pharmaindustrie.

Hoffnung auf Rettung?

Ist der Unternehmenskern eines Unternehmens prinzipiell gesund, ist der Verkauf an einen finanzstarken Investor eine mögliche Option aus der Krise. Aktuell sind M&A Transaktionen wegen nationaler und internationaler coronabedingter Reisebeschränkungen nur unter erschwerten Bedingungen möglich.

Ob diese Einschränkungen sich auf den Kaufpreis auswirken, bleibt zu beobachten. Üblicherweise, und das ist momentan auch der Fall, sinken in Distressed-Situationen die Kaufpreise.Suche einrichten und nichts verpassenDie Prognosen spiegeln diese Tendenz auch für eine mittelfristige Betrachtung wider. Aber eine Frage bleibt: Wie stark wird der Kern des Unternehmens, also das Geschäftsmodell, negativ durch COVID-19 beeinflusst? Die Antwort darauf wird den Kaufpreis erheblich mitbeeinflussen. Je nach Branche werden diese Auswirkungen unterschiedlich stark ausfallen.

Unternehmenskern widerstandfähig genug?

Auch Unternehmen müssen bestimmte Widerstandkräfte aufbauen oder bereits besitzen um diese schwiereigen Zeiten gesund zu überstehen.

„Die Kaufpreisindikation muss aktuell um den Faktor „COVID-19-Resistenz“ erweitert und das Geschäftsmodell auf seine Widerstandsfähigkeit abgeklopft werden.“ sagt Michael Euchner, Partner bei Ebner Stolz und fügt hinzu „Entscheidend für den Kaufpreis ist momentan die Frage, ob ein Unternehmen auch bei einer geringeren Auslastung als krisensicher eingestuft werden kann.“

Egal aus welcher Branche stammend, wird der Kaufpreis bei Unternehmen mit solchen Geschäftsmodellen relativ stabil bleiben. Strategische Investoren werden außerdem auch zukünftig in der Lage sein, ein strategisches Premium zu zahlen. Krisenbedingt wird sich die Anzahl dieser Strategen aber höchst wahrscheinlich reduzieren.

Genug Eigenkapital vorhanden?

Ein weiterer Faktor, der einen Einfluss auf die Kaufpreisentwicklung hat, ist die Menge an vorhandenem Eigenkapital auf Investorenseite. Die Banken sind vorsichtiger geworden und wenn es um Akquisitionsfinanzierung geht, ist Eigenkapital ein wichtiger Faktor geworden.

Grund dafür ist, dass der Kaufpreis automatisch sinkt, wenn Banken weniger Fremdkapital zur Verfügung stellen und im Markt weniger Eigenkapital vorhanden ist. Vor allem Private-Equity Investoren sorgen aktuell dafür, dass momentan noch viel Geld im Markt ist. Das liegt an neu aufgelegten Fonds, weshalb sie auch weiterhin investieren müssen. .

Fazit:

Wann sich die Situation wieder entspannen wird und Kaufpreise wieder zu den üblichen Bewertungskriterien betrachtet bzw. bewertet werden können, bleibt weiterhin ungewiss. Eine solch unsichere Lage bei der Kaufpreisentwicklung führt gewiss auch dazu, dass Unternehmen, die in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind, vermehrt den Fokus auf eigene Restrukturierungsbemühungen setzen werden.

Um das erfolgreich umzusetzen, können das Insolvenzausfallgeld zusammen mit dem Kurzarbeitergeld die idealen Hilfsmittel sein. Das liefert den Unternehmen mehr Zeit und es findet kein Notverkauf statt, der vor allem zur Unzufriedenheit des Verkäufers ausfallen dürfte. Durch eine Notsanierung kann das Unternehmen zu einem erheblich höheren Kaufpreis veräußert werden.

Dennoch gibt es eine Kehrseite: neben eigenen Restrukturierungen werden auch Liquidationen von Unternehmen vermehrt als realistische Lösung angesehen, nämlich dort, wo eine Sanierung aussichtslos ist.

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