Unternehmensnachfolge im Gebäudereiniger-Handwerk

Generationenwechsel in der Gebäudereinigung – eine stille Herausforderung
Das Gebäudereiniger-Handwerk zählt mit rund 700.000 Beschäftigten und 30.000 Betrieben zu den wichtigsten Säulen der deutschen Dienstleistungswirtschaft. Über 82 Prozent des Branchenumsatzes werden von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erwirtschaftet – meist eigentümergeführt und stark vom demografischen Wandel betroffen.
Bereits 2024 war laut KfW-Mittelstandspanel mehr als die Hälfte der Betriebsinhaber über 55 Jahre alt. Viele Betriebe müssen also in den kommenden Jahren übergeben werden – doch es fehlt an Nachfolgern.
Warum die Nachfolgeplanung jetzt entscheidend ist
Laut KfW-Nachfolgemonitoring planen bis Ende 2025 rund 231.000 mittelständische Unternehmen, ihren Betrieb mangels Nachfolger aufzugeben. Das betrifft auch viele Handwerksbetriebe, insbesondere in der Gebäudereinigung.
Eine strategische Nachfolgeplanung ist daher keine Kür, sondern Pflicht – sie sichert Arbeitsplätze, Kundenbeziehungen und das Lebenswerk des Inhabers.
Vier zentrale Herausforderungen im Handwerk
- Demografischer Wandel:
Die Gründer der 1980er- und 1990er-Jahre erreichen das Rentenalter. In Ostdeutschland stehen 35 Jahre nach der Wende fast alle Erstgründer vor der Übergabe. Rund die Hälfte aller Betriebe wird in den nächsten fünf Jahren einen Generationswechsel erleben. - Nachwuchsmangel und Akademisierung:
Der Trend zum Studium führt dazu, dass immer weniger junge Menschen ins Handwerk streben. Sicherheit und planbare Arbeitszeiten erscheinen attraktiver als Selbstständigkeit. Nachwuchsprogramme, moderne Ausbildungskonzepte und gesellschaftliche Wertschätzung sind dringend nötig. - Emotionale Bindung der Inhaber:
Viele Unternehmer können schwer loslassen. Der Wunsch, weiter mitzureden, verzögert die Übergabe. Ein gleitendes Modell – etwa als Berater nach der Übergabe – kann helfen, Vertrauen und Kontinuität zu sichern. - Finanzielle und rechtliche Komplexität:
Bewertung, Steuern, Finanzierung – die Nachfolge ist anspruchsvoll. Wer unvorbereitet in diesen Prozess geht, riskiert Fehlentscheidungen oder Konflikte.
Nachfolgemodelle im Überblick
Interne Nachfolge:
Die familieninterne Übergabe sichert Vertrauen, setzt aber Qualifikation und Bereitschaft voraus. Durch die Akademisierung wird dieses Modell seltener. Wichtig sind frühzeitige Einbindung der Nachfolger und klare Regelungen zu Erbschaft und Steuern.
Familienstiftung:
Sie schützt Vermögen über Generationen und bietet steuerliche Vorteile, ist aber verwaltungsintensiv. Eignet sich vor allem für größere Familienbetriebe.
Externe Nachfolge:
- Management-Buy-out (MBO): Verkauf an Mitarbeitende, die das Unternehmen und seine Kultur kennen. Finanzierung ist oft die größte Hürde.
- Management-Buy-in (MBI): Externe Führungskräfte bringen Kapital und Know-how mit, erfordern aber eine sorgfältige kulturelle Integration.
- Verkauf an strategische Käufer: Besonders attraktiv für wachsende Dienstleister im Rahmen einer Buy-&-Build-Strategie. Verkäufer profitieren von guten Kaufreisen, Käufer von Synergien.
- Mischmodelle: Teilverkäufe oder stufenweise Übergaben bieten Flexibilität, erfordern aber klare Absprachen, es muss klar sein, wer die Entscheidungen trifft.
Der richtige Zeitpunkt: besser früh als zu spät
Experten empfehlen, spätestens ab dem 55. Lebensjahr aktiv zu planen. Eine erfolgreiche Nachfolge dauert oft drei bis zehn Jahre. Die wichtigsten Schritte:
- Auswahl des passenden Nachfolgemodells
- Einbindung von Steuer-, Rechts- und M&A-Beratern
- Aufbereitung aller relevanten Unterlagen
- Identifikation und Auswahl geeigneter Nachfolger
- Begleitung und Übergabe
Frühzeitige Planung schafft Freiheit, sichert Werte und erhöht den Verkaufserlös.
Warum externe Unterstützung unverzichtbar ist
Da familieninterne Nachfolgen seltener werden, gewinnen externe Käufe an Bedeutung. Dabei sind Marktkenntnis, Diskretion und Verhandlungsgeschick entscheidend.
Ein erfahrener Berater hilft, den Unternehmenswert realistisch zu bestimmen, steuerliche und rechtliche Fallstricke zu vermeiden und geeignete Käufer zu finden.
Steuerberater allein reichen meist nicht aus – gefragt ist ein Zusammenspiel aus Zahlenverständnis, Kommunikation und Empathie.
Fazit
Die Unternehmensnachfolge im Gebäudereiniger-Handwerk ist anspruchsvoll – aber machbar. Mit Weitsicht, Offenheit und professioneller Unterstützung wird die Übergabe zum Gewinn für alle: Unternehmer, Nachfolger, Mitarbeitende und Kunden.
Wer früh plant, sich beraten lässt und Verantwortung teilt, sichert nicht nur sein Lebenswerk, sondern die Zukunft einer ganzen Branche.
