Unternehmensnachfolgerinnen händeringend gesucht

Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Transformation der Wirtschaft, Krisenbewältigung – die Herausforderungen für die Wirtschaft sind so groß wie seit langem nicht. Unternehmerisches Engagement ist ein wichtiger Treiber, um solche Herausforderungen zu bewältigen. Doch seit Jahren lässt das unternehmerische Interesse immer mehr nach.

Unternehmensnachfolge
Titelbild Unternehmensnachfolgerinnen händeringend gesucht

Unternehmensnachfolgerinnen händeringend gesucht: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Transformation der Wirtschaft, Krisenbewältigung – die Herausforderungen für die Wirtschaft sind so groß wie seit langem nicht. Unternehmerisches Engagement ist ein wichtiger Treiber, um solche Herausforderungen zu bewältigen. Doch seit Jahren lässt das unternehmerische Interesse immer mehr nach. Insbesondere kann Deutschland es sich nicht leisten, das große Potenzial von Frauen bei der Existenzgründung und Unternehmensnachfolge brachliegen zu lassen. Gerade einmal 30 Prozent der Gründenden sind Frauen. Nur knapp 8 Prozent der Patente werden von Erfinderinnen gehalten. Und mit Blick auf die Übernahmen bei der Unternehmensfolge liegt der Frauenanteil lediglich bei etwa 20 Prozent, so der DIHK-Report Unternehmensnachfolge*.

Chancen weiblicher Unternehmensnachfolge

Dabei ist das Potenzial von Frauen insbesondere bei der Unternehmensnachfolge groß. „Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir uns wünschen! Wir brauchen weibliche Role Models“, sagt Denise Schurzmann, Geschäftsführerin der Krause Industrieschaltanlagen GmbH in Raubling. Die ehemalige Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren und heutige Vizepräsidentin der IHK für München und Oberbayern hat nach dem überraschenden Tod ihres Vaters 2015 in jungen Jahren den elterlichen Betrieb als Geschäftsführerin übernommen.

Die Unternehmensnachfolge ist ein kritischer Moment im Lebenszyklus eines Unternehmens. Dabei geht es nicht nur um den Erhalt der Unternehmenswerte, sondern auch um die Sicherung von Innovation und Wachstum. Doch strukturelle Hemmnisse, die demografische Entwicklung und die konjunkturelle Lage erschweren die Unternehmensnachfolge in Deutschland. Frauen können nicht nur zu mehr Gründungen beitragen, sondern auch helfen, diese Lücke zwischen den zu übergebenden Unternehmen und Nachfolgerinnen und Nachfolgern zu schließen.

Herausforderungen für Unternehmerinnen

Jedoch sind Frauen bei der Unternehmensnachfolge deutlich unterrepräsentiert. Sie sehen sich in der Übernahme von Unternehmen häufig mit vielfältigen Hürden konfrontiert. Dazu gehören:

  • Netzwerke: Frauen verfügen oft nicht über ähnlich gut ausgebaute Netzwerke wie ihre männlichen Kollegen, was den Zugang zu Kapital und Geschäftsmöglichkeiten erschwert.
  • Vorurteile und Stereotype: Bisweilen können Geschlechterstereotype dazu führen, dass Frauen als weniger fähig wahrgenommen werden, ein Unternehmen zu führen. Denise Schurzmann kennt dieses Phänomen aus eigener Erfahrung: „Mein Unternehmen ist im Maschinenbau unterwegs, eine klassische Männerbranche. Klar, ich bin am Anfang als junge blonde Frau vielen Vorurteilen begegnet.“
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Eine Befragung unter mehr als 1.000 Mitgliedern der Wirtschaftsjunioren im November 2021 hat gezeigt: Bei Frauen werden Kinder als Karrierehindernis wahrgenommen, bei Männern nicht. Viele Frauen stehen auch deshalb vor der Herausforderung, berufliche Verpflichtungen mit familiären zu vereinbaren, was eine zusätzliche Belastung darstellt.

Bundesweites Netzwerk Business Women IHK

Wer könnte besser für die weibliche Unternehmensnachfolge einstehen als Unternehmerinnen selbst? Nach diesem Motto engagieren sich rund 300 Unternehmerinnen des Netzwerks „Business Women IHK“ (Unternehmerinnen aktiv für die deutsche Wirtschaft) als erfolgreiche CEOs von kleinen, mittleren und großen Unternehmen ehrenamtlich in den 79 IHKs – etwa im Präsidium oder in der Vollversammlung. Gleichzeitig setzen sie sich mit ihren Aktivitäten dafür ein, mehr Unternehmerinnen, Gründerinnen und Nachfolgerinnen in Deutschland zu gewinnen. So führt das Netzwerk „Business Women IHK“ Workshops in Schulen durch, um Mädchen für die Selbständigkeit zu begeistern. Weiterhin stellen sie unter dem Motto IHK-Girls'Day „Ich werde Chefin" am 3. April 2025 Plätze für interessierte Schülerinnen bereit. Diese können bei den Unternehmerinnen vor Ort erleben, was es heißt, Chefin zu sein. Schließlich etablieren viele IHKs gemeinsam mit den „Business Women IHK“ regionale Unternehmerinnen-Netzwerke und informieren über den Auf- und Ausbau einer Selbständigkeit und zur Unternehmensnachfolge. Eine Auswahl an Informationsveranstaltungen finden Sie hier: Gründungs- und Nachfolge-Termine für Frauen rund um den 8. März (Weltfrauentag).

Quellen:

I)DIHK-Report Unternehmensnachfolge

Interviewauszüge aus Denise Schurzmann – Geschäftsführerin & Bundesvorsitzende: „Es treibt mich an, der jungen Generation in der Wirtschaft eine Stimme zu geben.“ - Wirtschaftsjunioren Deutschland

DIHK-Website “Business Women IHK”

Terminseite zum Internationalen Frauentag

Terminseite zum Girls’ Day


* Detailregelungen machen Unternehmertum immer unattraktiver

Gastautoren

  • Julia Arnold DIHK
  • Dr. Marc Evers