Unternehmensnachfolge in Österreich: Erfolgreich planen

Die Unternehmensnachfolge ist ein entscheidender Prozess, der über die Zukunft eines Unternehmens und dessen wirtschaftlichen Erfolg bestimmt. Besonders für mittelständische Unternehmen in Österreich stellt die Nachfolgeregelung eine zentrale Herausforderung dar.
Laut einer aktuellen Analyse von Dun & Bradstreet stehen in Österreich per August 2024 insgesamt 48.270 protokollierte Unternehmen vor einer offenen Nachfolge, was 15 % aller untersuchten Firmen entspricht. Besonders betroffen sind kleine Unternehmen mit 1–9 Mitarbeitenden, bei denen 20,6 % ihre Nachfolge noch nicht geregelt haben.
Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Aspekte der Unternehmensnachfolge, typische Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze speziell für Unternehmer in Österreich.
Die Bedeutung einer rechtzeitigen Planung
Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge beginnt mit einer frühzeitigen Planung. Experten empfehlen, diesen Prozess mindestens fünf Jahre im Voraus zu beginnen. Dies gibt dem Unternehmer ausreichend Zeit, geeignete Nachfolger zu identifizieren, sie einzuarbeiten und notwendige rechtliche, steuerliche sowie finanzielle Maßnahmen zu treffen. Eine frühzeitige Planung erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmenswerte erhalten bleiben und das Unternehmen erfolgreich weitergeführt wird.
Nachfolgeoptionen: Interne vs. externe Lösungen
Grundsätzlich gibt es zwei Hauptwege der Nachfolgeregelung:
- Interne Nachfolge: Die Übergabe an Familienmitglieder oder langjährige Mitarbeiter ist eine häufig bevorzugte Lösung. Dies sichert die Kontinuität und erleichtert den Wissenstransfer. Allerdings gibt es Herausforderungen, etwa die Eignung der potenziellen Nachfolger oder familiäre Konflikte.
- Externe Nachfolge: Alternativ kann das Unternehmen an externe Führungskräfte, Investoren oder andere Unternehmen verkauft werden. Diese Option bietet sich insbesondere dann an, wenn innerhalb der Familie oder Belegschaft keine geeigneten Nachfolger vorhanden sind.
- Unternehmensverkauf: Der Verkauf an ein anderes Unternehmen kann eine attraktive Lösung sein, insbesondere wenn Synergien genutzt werden können. Zudem können auch Family Offices und Private-Equity-Gesellschaften als potenzielle Käufer infrage kommen, da sie oft langfristige Investitionsstrategien verfolgen und gezielt in etablierte Unternehmen investieren.
- Management-Buy-Out (MBO): Hier übernimmt das bestehende Management das Unternehmen, was oft für Stabilität sorgt.
- Management-Buy-In (MBI): Externe Führungskräfte erwerben das Unternehmen und bringen frische Perspektiven mit.
- Strategische Investoren aus dem Ausland: Für ein optimales Veräußerungsergebnis kann es sinnvoll sein, auch internationale strategische Investoren aus Deutschland oder anderen Ländern in Betracht zu ziehen. Diese können nicht nur finanzielle Ressourcen bereitstellen, sondern auch Zugang zu neuen Märkten ermöglichen.
Fördermöglichkeiten in Österreich
In Österreich gibt es zudem Fördermöglichkeiten in Form von stillen Beteiligungen für Unternehmensnachfolgen. Diese können eine wertvolle Finanzierungsquelle darstellen, insbesondere für Übernehmer, die nicht über ausreichendes Eigenkapital verfügen.
In einigen Bundesländern stehen sogar Fördermittel für die Ermittlung des Unternehmenswertes zur Verfügung.
Herausforderungen der Unternehmensnachfolge
Die Unternehmensnachfolge ist oft mit komplexen Herausforderungen verbunden:
- Emotionale Bindung: Viele Unternehmer haben ihr Unternehmen über Jahrzehnte aufgebaut und tun sich schwer, es loszulassen.
- Bewertung des Unternehmens: Eine realistische Wertermittlung ist essenziell, um einen fairen Verkaufspreis zu erzielen. Hierbei spielen Faktoren wie Marktstellung, Umsatzentwicklung und Zukunftspotenzial eine Rolle.
- Steuerliche und rechtliche Aspekte in Österreich: Erbschafts- und Schenkungssteuer, Unternehmenswertbestimmung sowie gesellschaftsrechtliche Fragestellungen müssen sorgfältig berücksichtigt werden.
- Finanzierung: Die Übernahme eines Unternehmens erfordert oft hohe Investitionen, die durch Eigenkapital, Bankdarlehen oder Investoren gedeckt werden müssen. In Österreich gibt es zudem spezielle Förderungen und Finanzierungsmodelle für Unternehmensnachfolgen.
Lösungsansätze für eine erfolgreiche Nachfolge
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sollten Unternehmer folgende Maßnahmen ergreifen:
- Erstellung eines Nachfolgeplans: Ein detaillierter Plan mit klar definierten Schritten erleichtert die Übergabe.
- Unterstützung durch Experten: Steuerberater, Rechtsanwälte und Unternehmensberater mit Schwerpunkt auf österreichisches Wirtschaftsrecht können helfen, den Prozess strukturiert und rechtssicher zu gestalten.
- Mitarbeiter einbinden: Eine transparente Kommunikation mit der Belegschaft erhöht die Akzeptanz der Nachfolgeregelung. Zugleich ist der richtige Zeitpunkt entscheidend. Wer zu früh kommuniziert, riskiert beispielsweise die Abwanderung von Schlüsselpositionen oder das Vertrauen bei Geschäftspartnern.
- Flexible Modelle nutzen: Meist profitieren Übernehmer davon, wenn der Übergeber noch eine begrenzte Zeit beratend zur Verfügung steht. Und zugleich ist es für die Zukunftsfähigkeit essenziell, dass die nächste Generation die Entscheidungen trifft und Verantwortung übernimmt.
Fazit
Die Unternehmensnachfolge ist ein kritischer Prozess, der eine strategische und frühzeitige Planung erfordert. Ob interne oder externe Nachfolge – entscheidend ist eine professionelle Vorbereitung, um wirtschaftliche Stabilität und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Wer rechtzeitig handelt und sich professionelle Unterstützung holt, kann den Generationenwechsel erfolgreich gestalten und die Zukunft des Unternehmens sichern. Besonders in Österreich stehen Unternehmern zahlreiche Beratungs- und Förderangebote zur Verfügung, die genutzt werden sollten.