Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge in KMU - Vergleich Polen und Deutschland

Die folgenden Zahlen zur jeweiligen Anzahl der KMU in Polen und Deutschland basieren auf Erhebungen des IFM Bonn sowie vom Statistischen Hauptamt (GUS) in Polen bzw. dem Statistischen Bundesamt in Deutschland.
Anzahl der KMU in Polen im Jahr 2022
Im Jahr 2022 gab es in Polen insgesamt 2.158.393 Unternehmen. Davon sind 2.155.183 kleine und mittlere Unternehmen (KMU), was 99,9 % aller Unternehmen entspricht. Die Verteilung der KMU nach Beschäftigtengrößenklassen ist wie folgt:
- 0 bis 9 Beschäftigte: 2.057.394 Unternehmen (95,3 %)
- 10 bis 49 Beschäftigte: 83.625 Unternehmen (3,9 %)
- 50 bis 249 Beschäftigte: 14.164 Unternehmen (0,7 %)
Nur 3.210 Unternehmen (0,1 %) hatten 250 oder mehr Beschäftigte. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Großteil der polnischen Unternehmen kleine und mittlere Unternehmen sind, wobei die Mehrheit weniger als 10 Mitarbeiter beschäftigt.
Anzahl der KMU nach Größenklassen im Jahr 2022 in Deutschland
Im Jahr 2022 waren in Deutschland insgesamt etwa 3,1 Millionen Unternehmen als kleine und mittlere Unternehmen (KMU) klassifiziert, was 99,3 % aller Unternehmen entspricht. Die Verteilung der KMU nach Größenklassen gestaltet sich wie folgt:
- Kleinstunternehmen (bis 9 Beschäftigte): 2.542.000 Unternehmen (82,0 %)
- Kleine Unternehmen (10 bis 49 Beschäftigte): 458.800 Unternehmen (14,8 %)
- Mittlere Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte): 77.500 Unternehmen (2,5 %)
Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Großteil der KMU in Deutschland aus Kleinstunternehmen besteht.
Im Jahr 2022 gibt es in Deutschland etwa 3,1 Millionen KMU, was 99,3 % aller Unternehmen entspricht. Die Generation der „Babyboomer“ geht sukzessive in Rente. Im Jahr 2036 werden sie vollständig aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sein. Gleichzeitig ist die statistische Anzahl an potentiellen Nachfolgern, die willens und bereit sind, ein Unternehmen zu übernehmen, geringer als die Anzahl der Unternehmen, bei denen die Unternehmensnachfolge geklärt werden muss. Frühzeitiges Handeln und rechtzeitige Vorbereitungen sind hier vonnöten. Das IfM Bonn schätzt, dass in Deutschland im Zeitraum 2022 bis 2026 etwa 190.000 Unternehmen zur Übergabe anstehen.
Unternehmensnachfolge in Polen
Im Vergleich zu westeuropäischen Ländern ist die Unternehmensnachfolge in Polen ein noch relativ junges Thema, da der Großteil der polnischen Familienunternehmen erst in den 1980er und 1990er Jahren im Zuge des Systemwandels entstanden ist. Nun steht die erste Generation von Familienunternehmern in Polen vor der Herausforderung, einen Nachfolger für ihr Unternehmen zu finden. Schätzungen zufolge ist die Unternehmensnachfolge in den nächsten Jahren für ca. 70% aller polnischen Familienunternehmen ein Thema. In 80% der Fälle wird eine Nachfolge innerhalb der Familie angestrebt. Untersuchungen besagen, dass lediglich jedes 3. polnische KMU an eine erfolgreiche Weitergabe des Familiengeschäfts glaubt. Daher erwägt ein Viertel aller befragten Firmenbesitzer den Verkauf des Unternehmens.
Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge in KMU in Polen und Deutschland
Die Nachfolge in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland stellt eine Reihe von Herausforderungen dar. Hier sind einige der wichtigsten:
- Mangel an Nachfolgern: Oft gibt es in Familienunternehmen keinen geeigneten Nachfolger. Dies kann an mangelndem Interesse der jüngeren Generation liegen, die möglicherweise andere Karrierewege einschlägt. Fachkräftemangel: Die Suche nach qualifizierten Fachkräften, die das Unternehmen weiterführen können, kann herausfordernd sein, insbesondere in bestimmten Branchen.
- Finanzierung: Die finanzielle Absicherung während des Nachfolgeprozesses kann herausfordernd sein. Nachfolger benötigen oft Kapital, um das Unternehmen zu übernehmen, was durch Banken oder Investoren schwer zu bekommen sein kann.
- Planung und Zeitmanagement: Eine sorgfältige Nachfolgeplanung ist notwendig, aber viele Unternehmer beginnen erst spät mit der Planung, was zu einer unsicheren Zukunft für das Unternehmen führen kann.
- Unternehmenskultur: Der Wechsel in der Unternehmensführung kann die Unternehmenskultur beeinflussen. Es ist wichtig, eine Kontinuität der Werte und der Arbeitsweise zu gewährleisten.
- Rechtliche und steuerliche Aspekte: Komplexe rechtliche und steuerliche Regelungen können den Nachfolgeprozess erschweren. Eine fundierte Beratung ist oft notwendig, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden.
- Emotionale Faktoren: In Familienunternehmen können emotionale Bindungen die Entscheidungsfindung beeinflussen. Konflikte zwischen Familienmitgliedern können die Nachfolge zusätzlich komplizieren.
- Vertrautheit mit dem Unternehmen: Der Nachfolger muss sich schnell in die Abläufe und Strukturen des Unternehmens einarbeiten. Dies kann zeitaufwendig sein und ist oft mit einem hohen Stresslevel verbunden.
- Marktveränderungen: Die sich ständig ändernden Marktbedingungen und technologischen Entwicklungen erfordern Anpassungen, die eine zusätzliche Herausforderung während des Nachfolgeprozesses darstellen können.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist eine frühzeitige und umfassende Nachfolgeplanung entscheidend. Unternehmer sollten sich mit Fachleuten beraten und sowohl interne als auch externe Nachfolgelösungen in Betracht ziehen.
Unternehmensnachfolge in KMU im Vergleich Polen versus Deutschland
Die Unternehmensnachfolge in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) unterscheidet sich in Polen und Deutschland in mehreren Aspekten, die sowohl kulturelle als auch wirtschaftliche Faktoren berücksichtigen.
1. Rechtliche Rahmenbedingungen
- Deutschland und Polen:
- Polen und Deutschland verfügen über einen gut etablierten rechtlichen Rahmen für die Unternehmensnachfolge. Es gibt spezielle Gesetze zur Erbschaftssteuer und Unternehmensbewertung, die die Übertragung erleichtern können.
2. Kulturelle Aspekte
- Deutschland: In Deutschland wird der Generationenwechsel häufig gut geplant, und viele Unternehmer beginnen frühzeitig mit der Nachfolgeplanung. Familiäre Nachfolgen sind üblich, aber auch der Verkauf an externe Käufer ist verbreitet.
- Polen: In Polen gibt es oft eine stärkere Familientradition in der Unternehmensführung, , weshalb viele Unternehmer weniger gut auf den Nachfolgeprozess vorbereitet sind. Obwohl die Unternehmer einen Generationswechsel in der Unternehmensführung erwarten, ist mit Eigentumsveränderungen im Zusammenhang mit der Beteiligung von externen Investoren zu rechnen.
3. Finanzielle Aspekte
- Deutschland: Die Finanzierung von Nachfolgen ist durch verschiedene Förderprogramme und Unterstützung durch Banken relativ gut gesichert. Viele Unternehmen können auf einen soliden Finanzierungsrahmen zurückgreifen.
- Polen: In Polen kann der Zugang zu Finanzierungen für Nachfolger schwieriger sein, besonders wenn es um die Bewertung und Finanzierung von KMU geht. Daher ist es beliebt, ausländisches Kapital einzubeziehen.
4. Marktbedingungen
- Deutschland: Der Markt für Unternehmensnachfolgen ist in Deutschland relativ stabil. Viele KMU haben einen hohen Wert, und es gibt eine große Nachfrage nach gut geführten Unternehmen.
- Polen: Der Markt in Polen wächst, allerdings gibt es in vielen Branchen noch erhebliche Unterschiede in der Marktstruktur. Auch die Nachfrage nach Unternehmensübertragungen nimmt zu, und Familienunternehmen sind zunehmend gut auf den Generationswechsel oder die Beteiligung von Investoren vorbereitet.
5. Unterstützungsangebote
- Deutschland: In Deutschland gibt es zahlreiche Institutionen, die Unternehmer bei der Nachfolge unterstützen, darunter Kammern, Verbände und Beratungsunternehmen.
- Polen: In Polen befindet sich die Infrastruktur zur Unterstützung der Nachfolge noch im Aufbau. Es werden Einrichtungen geschaffen, um die Bedürfnisse bei der Nachfolge zu unterstützen. Auch das Angebot an Beratungsdienstleistungen in diesem Bereich entwickelt sich intensiv.
Grafik: Präferenzen bei Unternehmensübertragungen/Nachfolgen und ihr prozentualer Anteil
Gewählte Nachfolgelösungen
Quelle:https://www.ifm-bonn.org/statistiken/unternehmensuebertragungen-und-nachfolgen/nachfolgen
Fazit
Insgesamt zeigt sich, dass die Unternehmensnachfolge in Deutschland strukturierter ist, während Polen auf einem wachsenden Weg ist, um ähnliche Strukturen zu entwickeln. Unternehmer in beiden Ländern sollten die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten ihrer Märkte berücksichtigen, um erfolgreiche Nachfolgelösungen zu finden.
Nachfolgemöglichkeiten in beiden Ländern
Sowohl in Deutschland als auch in Polen gibt es viele Möglichkeiten der Unternehmensnachfolge in KMU. Polen lernt in dieser Hinsicht von seinem westlichen Nachbarn. Ein Beispiel für solche Regelungen sind die Familienstiftungen, die in Polen - allein schon steuerlich - eine günstigere Lösung als in Deutschland darstellen. In beiden Ländern gibt es außerdem gründlich geregelte Erbschafts- und Schenkungsgesetze, ebenfalls in Verbindung mit einem Familienfonds-Mechanismus. Allerdings ist der deutsche Markt in dieser Hinsicht aufgrund der Größe der Staatswirtschaft weiter entwickelt. Unternehmensverkäufe und -übernahmen, Management-Buy-outs (MBOs, MBIs), Spaltungen oder Fusionen sowie Joint Ventures sind an der Tagesordnung. In Polen nehmen sowohl die Zahl als auch der Wert ähnlicher Transaktionen zu.
Wie die statistischen Daten der beiden KMU-Märkte und die demografischen Prognosen zeigen, sind erhebliche Eigentumsveränderungen in diesem Sektor unvermeidlich. In naher Zukunft ist ein Aufwärtstrend bei grenzüberschreitenden Käufer-Verkäufer-Transaktionen von Unternehmen zu erwarten. Auch die Notwendigkeit, Unternehmen durch andere Formen der Nachfolge zu übergeben, wird zunehmen. Beide europäischen Volkswirtschaften - die starke deutsche Wirtschaft und die stetig wachsende polnische Wirtschaft - haben bereits Lösungen für eine reibungslose Nachfolge in verschiedenen Formen gefunden. Die Wahl der geeigneten Form der Nachfolge hängt von vielen Faktoren ab, z. B. von der Branche, der Bereitschaft der Familienmitglieder, sich zu engagieren, ihrer Bereitschaft, das Unternehmen zu führen, den Marktprognosen, der Finanzierungsstruktur usw.