Unternehmensbewertung - Einflüsse auf Unternehmenswert & Kaufpreis

Basis einer Unternehmensbewertung ist eine ausführliche Unternehmensanalyse, welche die rechtlichen und wirtschaftlichen Grundlagen analysiert, um die Planungsrechnung des Unternehmens nachher ableiten bzw. plausibilisieren zu können. Die Analyse umfasst die Betrachtung des Geschäftsmodells, der Produkte und Dienstleistungen, der Werttreiber, der kritischen Erfolgsfaktoren, der Key Performance Indicators (KPIs) und der unternehmensspezifischen Risiken. Die Untersuchung mündet sodann in einer SWOT-Analyse, mit der die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Unternehmens identifiziert werden.

Externe Faktoren
Neben den unternehmensindividuellen Faktoren müssen bei der Bewertung von KMUs im Rahmen von M&A-Transaktionen auch externe Faktoren berücksichtigt werden. Hierzu zählen unter anderem makroökonomische Bedingungen und branchenspezifische Trends.

Gleichzeitig haben die politischen, ökonomischen, sozialen, technologischen, ökologischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung von Unternehmen. Mit Hilfe von Branchenstruktur- und PESTEL-Analysen lässt sich die Unternehmensumwelt untersuchen.

Die Unternehmensumwelt hat wesentlichen Einfluss auf die Werttreiber des Unternehmens.

Die wichtigsten Werttreiber eines Unternehmens sind deren Produkte oder deren Dienstleistungen. Hier geht es entscheidend darum, herauszuarbeiten, wie innovativ das Produkt ist und ob es ein Alleinstellungsmerkmal im Markt hat. Ist das Produkt dagegen nur eins von vielen, mindert dies den Wert des Unternehmens. Je einzigartiger dagegen, desto höher fällt die Unternehmensbewertung aus.

Ein innovatives Produkt reicht zum Erfolg allerdings noch nicht aus. Denn es muss auch ein Markt für das Produkt vorhanden sein. Nur wenn das Produkt auch nachgefragt wird, hat dies einen Wert. Insoweit ist eine Markt- und Wettbewerbsanalyse unerlässlich, um mit Hilfe eines Benchmarkings die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens im Markt zu bestimmen.

Durch den Vergleich von Kennzahlen wie z. B. Umsatzwachstum, Kostenquoten, EBIT-Marge oder Mitarbeiterzahl lässt sich analysieren, wie gut oder schlecht es um ein Unternehmen im Verhältnis zu seinen Wettbewerbern steht. Diese quantitative Analyse ist um eine Wettbewerbsstrategieanalyse zu ergänzen (z. B. mit Porter´s Five Forces).

Qualitative Faktoren
Neben den vorgenannten Faktoren werden qualitative Faktoren bei Unternehmensbewertungen immer wichtiger. Sie bestimmen maßgeblich die Zählergröße, d. h. die zukünftigen Ertrags-/Zahlungsüberschüsse – insbesondere bei KMUs. In bestimmten segmentierten Märkten sind sie sogar teilweise entscheidender als die auf dem Papier erzielte Rentabilität der Vergangenheit.

Woran liegt das? Es liegt daran, dass für die Bestimmung von Unternehmenswerten nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft entscheidend ist. Ein heute renditestarkes Unternehmen kann eine zukünftig deutlich geringere Ertragskraft aufweisen, beispielsweise wenn das heutige Geschäftsmodell aufgrund aktueller Produktinnovationen nachhaltig erodiert. Das iPhone von Apple ist hierfür ein gutes Beispiel; viele namhafte Markenhersteller des vergangenen Jahrtausends im Bereich der Mobiltelefone sind seit der Produkteinführung des ersten Smartphones vom Markt verschwunden.

Qualitative Faktoren beschreiben also Einflussgrößen, die zunächst nicht quantifiziert werden können, aber dennoch Einfluss auf die übertragbare Ertragskraft haben, wie z. B. die bereits genannte Personenabhängigkeit des Geschäftsmodells. Des Weiteren zählen insbesondere Vision und Strategie, Unternehmenskultur und Werte, Quantität und Qualität der Mitarbeitenden (Know-how), Arbeitsproduktivität und Organisationsstruktur, Produktvielfalt und -qualität, Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad, Erfindergeist, Veränderungsbereitschaft und Wissensmanagement sowie Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu den qualitativen Faktoren. Unternehmen, die diese qualitativen Faktoren nachhaltig fördern, diese Unternehmen schaffen innovative Unternehmenswerte (New Values).

Die Schwierigkeit besteht darin, diesen qualitativen Einflussfaktoren einen Wert beizumessen. Dies ist sodann die hohe und eigentliche Kunst einer professionellen Unternehmensbewertung. Es ist also weit mehr als nur Zahlen in ein Excel-Modell oder ein anderes Tool einzugeben. Die Analyse der qualitativen Faktoren setzt voraus, dass man sich bei der Bewertung detailliert mit dem Unternehmen als solches auseinandersetzt.

Gleichzeitig bietet gerade diese Analyse für Verkäufer die Chance, das Unternehmen den aktuellen Marktbedingungen anzupassen und das Geschäftsmodell strategisch so auszurichten, dass heute bestehende USPs auch in Zukunft noch ihre Gültigkeit haben. Letztlich zahlt dies auf die nachhaltige Rendite und den Unternehmenswert ein.

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Gastautor

  • Andreas Schollmeier