Einzelhandel: Investitionen in die Zukunft ermöglichen
Diese Zahlen machen deutlich, wie groß die Bedeutung des Einzelhandels für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist. Traditionell erwarten den Einzelhandel im November und Dezember die umsatzstärksten Wochen des gesamten Jahres. Bislang war das Jahr 2024 allerdings für die Branche schwierig. Zunächst war die Hoffnung groß, dass der private Konsum an Fahrt aufnimmt und mit den Umsätzen des Handels auch die Wirtschaft in Deutschland ankurbelt. Die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist jedoch weiterhin verhalten. Der private Konsum wird auch in den letzten Monaten des Jahres als gesamtwirtschaftlicher Wachstumstreiber ausfallen. Das ist ein Rückschlag für den Einzelhandel. Schwierig ist das für viele Unternehmen auch deshalb, weil sie dringend in Standorte, in Digitalisierung und Nachhaltigkeit investieren müssten, nun aber die notwendigen finanziellen Mittel dazu fehlen.
Investitionen ermöglichen
So entsteht aus der aktuellen und eigentlich vorübergehenden Flaute eine existentielle Bedrohung. Um die bedrohliche Spirale nach unten abzuwenden, muss die Bundesregierung die Unternehmen unterstützen: Die Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen in Digitalisierung, Klimaschutz und Innenstädte sollten ausgeweitet werden. So könnten die Unternehmen die für die eigene Zukunft unerlässlichen Investitionen vornehmen. Der HDE fordert die Bundesregierung daher auf, für diese notwendigen Investitionen direkte Abschreibungsmöglichkeiten zu entwerfen, die bürokratiearm und effizient sind und schnell wirken. Wir müssen gemeinsam aus dieser schwierigen Situation herausfinden. Ansonsten drohen negative Folgen nicht nur für Handelsunternehmen, sondern auch für ganze Innenstädte.
Innenstädte stärken
Der Einzelhandel ist für attraktive Innenstädte unverzichtbar. Die Menschen suchen den Weg in die Stadtzentren vorwiegend zum Einkauf. Innenstädte sind Begegnungsort für alle Generationen. Auch die junge Generation trifft sich in den Stadtzentren. Shopping ist längst Teil der Eventkultur und der Freizeitgestaltung, gerade auch bei den Jüngeren. Das gibt den Innenstädten und uns als Einzelhandel riesige Chancen, die Zukunft zu gestalten. Denn trotz aller Meldungen zum Niedergang der Innenstädte, honorieren die Menschen attraktive Stadtzentren und kaufen gerne dort ein. Umso wichtiger ist es jetzt, die politischen Weichen für die Zukunft der Stadtzentren zu stellen. Wir müssen flächendeckend ins Handeln kommen – alle gemeinsam, mit allen Wirtschaftsbereichen und auf allen politischen Ebenen. Der Einzelhandel braucht ein attraktives Umfeld. Sicherheit, Sauberkeit und gute Erreichbarkeit – das ist dabei ein unverzichtbarer Dreiklang. Dafür muss es in vielen Städten und Kommunen noch besser werden. Allerdings brauchen sie dafür auch die notwendigen finanziellen Möglichkeiten. Das Bundesprogramm Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren mit den Möglichkeiten konkreter Projekte für unsere Innenstädte muss verstetigt werden. Dazu kommen angesichts des Klimawandels und steigender Temperaturen neue Herausforderungen: Es braucht mehr Schatten und Abkühlung. Mit mehr Wasserflächen und Brunnen sowie mehr Grün und Bäume können unsere Städte resilient und zukunftsfähig gestaltet werden.
Gründungsbranche Handel
Um Leerständen in den Innenstädten entgegenzuwirken und auch die Chancen der Digitalisierung in den Handel zu bringen, braucht es eine Gründungsinitiative. Allein im laufenden Jahr werden wieder 5.000 Geschäfte für immer schließen. Deshalb ist eine Gründungsoffensive dringend angezeigt, um Gründerinnen und Gründer für einen Einstieg in den Handel zu begeistern. Das Potential ist da: Im ersten Halbjahr 2024 konnte der Einzelhandel rund 58.000 Neugründungen verzeichnen. Der Handel bleibt damit eine erfolgreiche und von kleinen und mittleren Unternehmen geprägte Gründungsbranche. Die vielen neuen Ideen und Konzepte setzen wertvolle Impulse für die Zukunftsfähigkeit der gesamten Branche. Daher sollten potenzielle Gründerinnen und Gründer nicht ausgebremst, sondern in ihrem Vorhaben unterstützt werden. Der HDE setzt sich aus diesem Grund für eine Offensive ein, die Neugründungen fördert und begleitet. Gründerinnen und Gründer sollten für maximal 60 Monate einen Zuschuss erhalten, etwa für die Einrichtung ihres Geschäfts, das Kassensystem und Marketingmaßnahmen. Auch Schulungen in Betriebsführung oder Marketing sollten finanziert werden. Diese Unterstützungsangebote würden mehr Menschen dazu ermutigen, ihr eigenes Geschäft in der Innenstadt zu eröffnen. Eine solche Gründungsoffensive macht somit Leerstände zu Chancen für Neues.
Die wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Lage bleibt herausfordernd. Gerade die Handelsbranche hat immer wieder bewiesen, wie wandlungs- und anpassungsfähig sie ist. Das lässt mich mit großer Zuversicht nach vorne blicken. Die Trendwende kann gelingen, wenn die Politik mitzieht und die passenden Rahmenbedingungen sicherstellt. Wir müssen es alle gemeinsam anpacken.