Teil 2: "Digitalisierung erzeugt starken Trend zum Monopol"
In "Reichtum ohne Gier" trifft Sahra Wagenknecht ihren Lieblingsfeind: den Kapitalismus. Im Buch stecken neue Vorschläge, wie sich das Wirtschaftssystem ändern ließe. Manche sind marginal, andere radikal – aber immer sind sie verständlich erklärt. Reinlesen lohnt sich. Nicht umsonst steht das Werk der umstrittenen Politikerin oben in den Bestsellerlisten. 297 Seiten, 19,95 Euro, Campus
Wer entschiede dann, wer das Geld bekommt?
Wagenknecht: Professionelle Expertenteams. Warum sollten sie eine schlechtere Auswahl treffen als Private Equity Manager. Sie sollten aber nicht nur danach entscheiden, ob ein Projekt Maximalrendite in kurzer Zeit verspricht, sondern gezielt Innovationen fördern. Im Silicon Valley bewährt sich maximal eines von zehn Projekten. Aber dieses eine ist dann so lukrativ, dass es die Verluste der anderen aufwiegt. So könnten wir gezielt gesellschaftliche Bereiche fördern, die wir weiterentwickeln möchten wie Erneuerbare Energien, Biotechnologie, neue Speichertechnologien. In Südostasien passiert das seit Längerem: Dort wurden mit öffentlichen Geldern ganze Industrien hochgezogen – wie die Solarwirtschaft in China, die nun eine große Konkurrenz für europäische Unternehmen darstellt.
Im Buch bezeichnen sie den Automobilmarkt als geschlossenen Markt. Wieso hat es Tesla dann trotzdem geschafft, einzudringen?
Wagenknecht: Unternehmen brauchen ein immenses Mindestkapital, damit sich ihre Entwicklungsausgaben rechnen. Die Unternehmen, die jetzt noch in diesen Markt hineinkommen, schaffen dies nur durch staatliche Unterstützung. Tesla hat in einer kritischen Phase 500 Millionen Dollar vom amerikanischen Staat erhalten. Es gibt also Ausnahmen, die sich durchsetzen können, aber im Wesentlichen ist der Markt dicht.
Was ist schlimm daran? Schließlich haben die heute etablierten Autohersteller über Jahrzehnte hinweg investiert.
Wagenknecht: Das Schlimme daran ist, dass dieser Markt nun von sehr wenigen Akteuren dominiert wird. So gibt es zwar eine scheinbare Markenvielfalt, doch viele Marken sind mittlerweile eigentumsrechtlich in einer Hand. Dadurch entstehen Abhängigkeitssituationen für die Zulieferer. Diese müssen sich dann Konditionen beugen, die eigentlich mit freier Marktwirtschaft nicht mehr viel zu tun haben. Wenn wenige Unternehmen einen Markt dominieren, neigen sie außerdem schnell zu Behäbigkeit und Kundenunfreundlichkeit. Dazu kommt der Shareholder-Value-Druck, der sehr kurzfristiges wirtschaftliches Denken befördert. Ein harter Wettbewerb mit Neueinsteigern, die die alten Akteure auf Trab bringen können, garantiert dagegen, dass Qualität und Service nicht leiden.
Zwischen den Zeilen Ihres Buches ist zu lesen, dass Sie die Digitalisierung als Treiber einer sich weiter verbreitenden Monopolisierung sehen. Warum?
Wagenknecht: Die Digitalisierung erzeugt einen sehr starken Trend zum Monopol. Das hängt mit den Netzwerkeffekten zusammen. Eine Plattform wird umso attraktiver, aber auch umso mächtiger, je größer sie ist. Beispiel Amazon: Für den Kunden ist es ein Vorteil, wenn er fast alles im gleichen Onlineshop kaufen kann. Für die Hersteller ist es problematisch, weil sie gezwungen sind, bei Amazon gelistet zu werden und dessen Konditionen zu akzeptieren. Ein anderes Beispiel ist Apple: Wer in einer App irgendetwas anbieten will, muss akzeptieren, dass Apple mitverdient und den exklusiven Zugang zum Kunden behält. Je größer diese Plattformen werden, desto schlechter werden die Konditionen für diejenigen, die sie als Vermittler nutzen müssen. Dabei mangelt es nicht an entsprechenden Kartellgesetzen, es wurde nur bisher versäumt, diese auch auf dem digitalen Markt durchzusetzen. In der analogen Welt würde eine solche Marktmacht nie akzeptiert werden.
1. Teil: Mehr Geld für Gründer
2. Teil: "Digitalisierung erzeugt starken Trend zum Monopol"
3. Teil: "Manche Bereiche eignen sich nicht für renditeorientiertes Wirtschaften"
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