Eine Frage der Perspektive
Mezzanine-Kapital hat Vorteile - auch wenn das Finanzierungsinstrument etwas aus der Mode gekommen ist.
In den kommenden Wochen steht für einige mittelständische Unternehmen eine finanzielle Nagelprobe an. Dann nämlich laufen die letzten Standard-Mezzanine-Programme aus, die vor sieben Jahren von vielen Banken aufgelegt wurden. Für die Kapitalnehmer heißt das: Sie müssen das damals aufgenommene Kapital in einer Summe zurückzahlen.
Etwa 0,2 Prozent der deutschen Mittelständler haben nach einer Studie, die die KfW zusammen mit dem Bankenverband BdB 2011 durchgeführt hat, Kapital aus Mezzanine-Programmen erhalten. Bei mittleren und größeren Unternehmen lag der Anteil bei einem Prozent. Bei maximal 140 Unternehmen erwarteten die Autoren der Studie Probleme bei der Anschlussfinanzierung. Doch mehr als zwei Jahre später rechnen Beobachter mit höheren Ausfallquoten. Viele Banken dürften im Einzelfall eine Zwischenfinanzierung anbieten, bis eine endgültige Lösung gefunden ist - vorausgesetzt, es besteht eine wirtschaftliche Perspektive.
Die Frage indes bleibt: Wie kann die Anschlussfinanzierung aussehen? Und welche Zukunft hat der Mezzanie-Markt insgesamt? Tatsache ist: Nachdem standardisierte Mezzanine-Angebote in den Jahren vor der Finanzkrise einen wahren Boom erlebten, ist es still geworden um diese Finanzierungsform.
"Mittlerweile bieten Beteiligungsgesellschaften, wie wir es sind, nur noch individuelle Mezzanine-Lösungen an", sagt Martin Völker, Geschäftsführer von VR Equitypartner. Doch diese Individualität hat ihren Preis. Obwohl das Zinsniveau an den Kapitalmärkten gegenüber den Jahren vor der Finanzkrise drastisch gesunken ist, sind neuere Angebote teurer als das Standard-Mezzanine-Kapital, das zwischen 2004 und 2007 vergeben wurde. Damals waren solche Finanzierungen bereits zwischen sieben und acht Prozent zu haben. "Heutzutage ist kein Mezzanine-Kapital mehr unter neun Prozent zu bekommen", beobachtet John de Graaff, Finanzierungsberater für mittelständische Unternehmen, "meist liegen die Sätze sogar im zweistelligen Bereich. Dazu kommt nicht selten ein Gewinnzuschlag."
Dennoch hat Mezzanine immer noch seine Vorteile. Der aus dem Italienischen entliehene Begriff bezeichnet in der Architektur das Zwischengeschoss eines Hauses. Analog dazu wird Mezzanine-Kapital bilanziell zwischen Eigen- und Fremdkapital eingeordnet. "Mezzanine ist der Oberbegriff für alle eigenkapitalähnlichen, längerfristigen Finanzierungsformen wie stille Beteiligungen, Genussrechte, Wandelanleihen oder Nachrangdarlehen", erklärt Christoph Büth, Abteilungsleiter Beteiligungskapital Mittelstand bei der NRW-Bank. "Der Vorteil dieser 'Zwischenvariante' ist, dass ein Unternehmen mit Mezzanine die Eigenkapitalbasis - und damit sein Rating - verbessern kann." Dennoch bekommt der Kapitalgeber keinen Einfluss etwa in der Gesellschafterversammlung. "Der Unternehmer bleibt also Herr im eigenen Hause", sagt Büth.
Ein wesentlicher Punkt ist aber auch bei den neuen Angeboten zu beachten: Das aufgenommene Kapital muss am Ende der Laufzeit entweder in einer Summe oder in zwei bis drei Raten getilgt werden. "Ich rate daher interessierten Unternehmen zuerst einmal genau zu prüfen, ob Mezzanine-Kapital für sie und ihren Investitionszweck überhaupt das passende Finanzierungsinstrument ist", sagt Berater de Graaff, "sehr oft ist eine atypische stille Beteiligung die bessere Alternative, weil dieses Kapital dem Unternehmen langfristig zur Verfügung steht."
"Für ein Unternehmen macht die Aufnahme von Mezzanine-Kapital nur dann Sinn, wenn es über eine gute wirtschaftliche Perspektive und einen stabilen Cashflow verfügt, um die Zinsen bezahlen zu können", ergänzt NRW-Bank-Mann Büth. Für Start-ups steht Mezzanine daher erst gar nicht zur Diskussion. Zudem sollte sich der Unternehmer frühzeitig Gedanken über die Rückzahlung machen.
Sinnvoll kann Mezzanine-Kapital im Rahmen von Nachfolgelösungen oder bei der einem Spin-off beziehungsweise Buy-out eingesetzt werden, um den neuen Gesellschaftern die Finanzierung des Kaufpreises zu ermöglichen.
Für VR-Equitypartner-Geschäftsführer Völker kommt dieses Instrument vor allem für Unternehmen infrage, die stark wachsen oder vor einer Sprunginvestition stehen. "Wenn die Konjunktur im Jahresverlauf wie vielfach vorhergesagt anzieht, wird die Nachfrage nach Mezzanine-Finanzierungen daher sicherlich anziehen." Schwerpunkte sind seiner Beobachtung nach nicht zu erkennen. Zuletzt sind jedoch mit Unternehmen aus dem Bereich Konsumgüter, Handel und IT Deals zustande gekommen.
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