Entwicklungsland Deutschland: Warum Firmeninhaber beim Verkauf ihres Lebenswerks Unternehmensbörsen wenig in Betracht ziehen
Hoppla, in England und Frankreich werden deutlich mehr Unternehmen in Firmenbörsen inseriert als in Deutschland. Die Gründe dafür sind offenbar vielschichtig.
Die Kinder können oder wollen nicht, selber ist man zu alt, sein Lebenswerk noch weiter zu betreiben. Das Unternehmen muss notgedrungen verkauft werden. Doch welchen Weg wählt man als Inhaber? Das eigene Netzwerk ist doch nicht so belastbar, wie ursprünglich gedacht. Interessenten: Fehlanzeige! Bevor das Unternehmen an Wert verliert, fällt dem Senior ein, dass er auch eine Anzeige in einer Unternehmensbörse schalten kann. Etwa sechs Monate später ist der Kaufvertrag unterzeichnet – und der ehemalige Inhaber weiß seine Firma in guten Händen.
Tatsächlich inserieren relativ wenig deutsche Firmenlenker ihren Betrieb auf einer Unternehmensbörse - im Vergleich zu ihren Wettbewerbern in England und Frankreich. Die Deutsche Unternehmerbörse DUB.de hat dazu Zahlen von Eurostat, der europäischen Statistikbehörde, und Statista untersucht und gegenübergestellt. Demzufolge sind im Jahr 2015 0,3 Prozent der deutschen Firmen auf Unternehmensbörsen inseriert worden. Überraschend: In Großbritannien sind es dagegen 1,3 Prozent, in Frankreich sogar 2,6 Prozent der Unternehmen.
Sind deutsche Firmeninhaber nicht mit dem Web vertraut, woher kommt die offenbar geringere Affinität der Deutschen zu den Unternehmensbörsen? Oder sind die Zahlen anders zu interpretieren? Rundruf bei Wirtschaftsprüfern, M&A-Experten und Wirtschaftsforschern. Volker Krug, M&A-Fachmann in Diensten des Wirtschaftsprüfers Deloitte, weiß aus seiner langjährigen Berufserfahrung, dass hierzulande das M&A-Geschäft schwächer ausgeprägt ist als in England und Frankreich.
"Angelsächsische geprägte Länder wie England haben im Vergleich zu Deutschland eine sehr intensive M&A-Kultur, dort gehört es beinahe zum Tagesgeschäft Unternehmen zu verkaufen und kaufen. Auch sind dort Private Equity Häuser noch verbreiteter, zu deren Geschäftsmodell genau das gehört“, sagt Krug. Zudem sei England stark geprägt durch das Bankenzentrum in London, wo die Finanzwelt der bestimmende Faktor in der Wirtschaft ist. In Deutschland dagegen gebe es mehrere wirtschaftlich starke Zonen. „Auch in Frankreich gibt es aufgrund des Zentralismus mit Paris eine starke Bastion der Wirtschaft.“
Generell haben die Experten festgestellt, dass die deutschen Firmeninhaber so diskret wie möglich einen Nachfolger für ihr Unternehmen finden wollen und dafür ihrem persönlichen Netzwerk vertrauen. Darauf macht etwa das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn aufmerksam.
Andere Fachleute betonen zusätzlich die Strukturen der Wirtschaftssysteme. „Deutschlands Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren robuster gezeigt, als etwa die französische Wirtschaft. Deswegen gibt es weniger Wechsel unter Deutschlands Unternehmensinhabern“, sagt Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft. „Hierzulande werden immer noch mehr Firmen vererbt als in den beiden anderen Ländern, da Familienunternehmen in Deutschland eine starke Tradition haben.“
Doch gerade die Familienunternehmen in Deutschland sind häufig nicht erfahren in M&A-Aktivitäten. „Deutschland hat eine höhere Quote an kleineren und mittleren Unternehmen als England, aber gerade bei diesen Unternehmen ist M&A als strategische Option noch immer nicht ganz angekommen“, sagt Deloitte-Mann Krug.
Das interessiert andere Leser
-
Wann beginnt die große Insolvenzwelle?
Die Politik versucht, die Insolvenzwelle mit allen möglichen Mitteln abzuwenden. Unsere Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass zum 1. Quartal 2021 ein klarer Anstieg bei Insolvenzanträgen erwartet wird.
-
Commerzbank und Deutsche Unternehmerbörse DUB.de verlängern ihre Kooperation zur Unternehmensnachfolge
Die Commerzbank und DUB.de verlängern die Zusammenarbeit zur Unternehmensnachfolge, um Unternehmer auch weiterhin beim Nachfolgeprozess zu unterstützen.
-
Trügerische Sicherheit: Insolvenzen in Deutschland unter Vorjahresniveau
Die erwartete Insolvenzwelle ist bisher ausgeblieben, doch könnten die Antragsstellungen im ersten Quartal 2021 wieder deutlich zunehmen.
-
Mit präventiven Sanierungsverfahren Insolvenzen vermeiden
Ab dem kommenden Jahr soll es Unternehmen leichter gemacht werden, sich auch ohne der Insolvenzverfahren einer finanziellen Rekonstruierung zu unterziehen.
-
Wie haftet die Geschäftsführung in der Insolvenz?
Es droht eine Insolvenz? In welcher Form haftet der Geschäftsführer und welche Möglichkeiten gibt es um Haftungsrisiken zu vermeiden?
-
Neue Möglichkeiten für die Unternehmenssanierung
Präventive Restrukturierung heißt: Unternehmen frühzeitig sanieren, bevor es zu einem Insolvenzverfahren kommt. Mit dem Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen soll es 2021 ein neues Werkzeug geben.
-
Jetzt erfolgreich IT- und Software-Unternehmen übergeben
Das DUB Whitepaper bündelt Expertise und Ratschläge rund um den Nachfolgeprozess in der IT- und Software-Branche. Jetzt kostenlos herunterladen!
-
So finden Sie das passende Franchise-System
Das geeignete Franchise-System zu finden ist keine leichte Aufgabe. Doch wenn Sie die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellen, kommen Sie Ihrem Ziel einen großen Schritt näher.
-
Insolvenzantrag stellen - Zahlungsunfähig oder nicht?
Der „Lockdown light“ könnte etliche Unternehmer in eine finanzielle Notlage bringen. Doch ab wann eine „Zahlungsunfähigkeit“ vorliegt und was es dabei zu beachten gilt, erklärt Rechtsanwalt Björn Schwencke.
-
Familienstiftung neu gedacht – eine besondere Form der Holding
Gesellschaftsverträge, Gesellschaftervereinbarungen, Testamente, Erbverträge und Steuern – gefühlt beschäftigt sich ein Mandant mit nichts anderem, wenn er sein Unternehmen in die nächste Generation ...
-
Die Angst vor der Unternehmensübergabe
Gespräch mit Nils Koerber, Gründer und Inhaber von KERN – Unternehmensnachfolge. Außerdem verlosen wir 5 Fachbücher zur Unternehmensnachfolge im Wert von je 29,00 Euro. Jetzt teilnehmen und gewinnen!
-
Erfolgreiche Nachfolgelösung der Metallbau Kaiser GmbH
Der Weg der Metallbau Kaiser GmbH zur international tätigen JAZO-Unternehmensgruppe gelingt mit Hilfe der Deutschen Unternehmerbörse, nachdem eine interne Nachfolge fehlschlug.
-
Insolvenz im Mittelstand - 45 Prozent könnten betroffen sein
Manche Experten rechnen bereits für das Jahresende mit einem deutlichen Anstieg der Zahlen bezüglich Insolvenzen. Besonders betroffen: der Mittelstand
-
Handelsblatt Symposium: Sanierungs- und Insolvenzrecht 2020
Am 22. Oktober 2020 diskutieren Top-Experten in Düsseldorf über die Zukunft der Sanierung von Unternehmen. Wie kann die Umsetzung der EU-Richtlinien gelingen und welche Wege aus der Krise gibt es?
-
Unternehmensnachfolgerinnen des Jahres ernannt
Zum dritten Mal wurde der Next Generation Award verliehen. Der Verband deutscher Unternehmerinnen möchte durch diesen Preis die Leistungen von Frauen in der Unternehmensnachfolge herausstellen.
-
Franchise Expo 2020: Online Edition
Dieses Jahr findet die Franchise Messe 2020 nicht in Frankfurt, sondern online statt. Blättern Sie hier vorab durch das virtuelle Messemagazin.
-
Geschäftsführer stirbt, was nun?
Was passiert eigentlich mit dem Unternehmen, wenn ich von heute auf morgen nicht mehr da bin? Folgende 4 Punkte gehören in jeden Notfallplan.
-
Nachfolgemangel in der Logistikbranche
Immer mehr prädestinierte Nachfolger möchten ihren eigenen Weg gehen und nicht in die Fußstapfen der Eltern. Wie ist es um die Nachfolgesituation in der Logistikbranche bestellt?
-
Auswirkungen der Corona-Epidemie auf den Unternehmenskaufpreis
Viele Unternehmen konnten durch staatliche Hilfsmaßnahmen durch die Krise gebracht werden. Kommt nach dem Ende der Maßnahmen im Herbst die große Insolvenzwelle?
-
Wie kaufe ich ein Unternehmen aus der Insolvenz?
Die Pandemie hat dazu geführt, dass viele Unternehmen heute insolvent sind, obwohl sie eigentlich ein funktionierendes Geschäftsmodell aufweisen. Für Investoren bieten diese eine echte Chance.
-
DUB-White Paper: Übernahme im Gastronomiegewerbe
Das exklusive DUB-Whitepaper: „Eigener Chef in der Gastronomie“ bringt Sie in die optimale Startposition und ist ihr idealer Ratgeber für den Einstieg in die Herausforderung „Unternehmenskauf“.
-
Chef gesucht!
Einen Geschäftsführer mit Unternehmerkompetenzen und finanzieller Ausstattung zu finden ist die Kür der Nachfolgeberatung. Worauf kommt es dabei an und wie gelingt die Übergabe erfolgreich?
-
Das Exposé: Grundlage für einen erfolgreichen Unternehmensverkauf
Über ein Exposé sollen sich potentielle Käufer eines Unternehmens umfassend über das zu verkaufende Unternehmen informieren können. Was dort unbedingt hinein gehört, lesen Sie hier.
-
Märklin, Schiesser und Matratzen Direct: Ihr Weg aus der Insolvenz
Eines haben die drei Traditionsunternehmen gemeinsam: Ihnen gelang ein gelungener Neustart. Sie zeigen, dass eine Krise nicht unbedingt ein Zeichen von Schwäche, sondern eine Chance für eine Neuausrichtung ...
-
Earn-outs beim Unternehmensverkauf - Vorsicht vor Fallstricken
Eine Kaufpreissplittung muss zuweilen her: Earn-Outs können bei der Abwicklung der Unternehmensnachfolge helfen. Ganz ohne Risiko ist dieses Verfahren jedoch nicht
-
PE-Fonds bei KfW-Darlehen jetzt im Nachteil
Unternehmen im Besitz von Private-Equity-Investoren erhalten seit Anfang Juni keine finanzielle Hilfe durch die KfW. Welche Hintergründe hat dieser Beschluss?
-
Unternehmensverkauf über eine Auktion oder einen Einzelprozess?
Ein Unternehmensverkauf kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Die Vor- und Nachteile eines Einzelprozesses und einer Auktion fasst Gastautor Patrick Seip zusammen.
-
Umfrage: Das Ende der familieninternen Unternehmensnachfolge?
DUB.de hat Unternehmer und Nachfolger zu ihren Erfahrungen zu abgeschlossenen oder noch laufenden Nachfolgeprozessen befragt. Hier sind die Ergebnisse.
-
Haftung bei der Übernahme insolventer Unternehmen
Wer insolvente Firmen kaufen möchte und die Haftung vermeiden will, sieht sich mit einigen Begriffen und Gesetzen konfrontiert. Dabei ist die Materie gar nicht so komplex.
-
Restrukturierung von Pensionszusagen
Welche Möglichkeiten bieten Pensionspläne, um in der Corona-Krise liquide zu bleiben? Ein aktuelles Praxisbeispiel zeigt, wie es geht.