Nachfolgeprozess im Unternehmen

Schritt für Schritt Leitfaden unterstützt Gründer durch einen erfolgreichen Nachfolgeprozess

Auf der einen Seite eine steigende Zahl von Unternehmensinhabern, die händeringend einen Nachfolger suchen. Auf der anderen Seite Gründerinnen und Gründer, die mit Energie und Überzeugung zu ihrem eigenen Unternehmen kommen wollen. Den Match dieser beiden Gruppen hat das Handbuch „Nachfolge statt Neugründung“ von gründerküche.de im Fokus. Mit einer Roadmap zeigt die Redaktion Gründern Schritt für Schritt, wie sie eine Unternehmensnachfolge erfolgreich durchlaufen. Laut “Nachfolge-Monitoring Mittelstand” der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wollen bis Ende 2021 rund 152.000 Inhaber von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) ihre Firmen in die Hände der nachfolgenden Generation legen. Tendenz steigend. Das Potenzial für die Zukunft ist also groß: Die künftige Generation von Unternehmerinnen und Unternehmern muss nicht bei Null anfangen. Doch damit der steinige Weg zur Übernahme erfolgreich verläuft, gilt es ähnlich wie bei einer Gründung, die Prozesse zu kennen und zu verstehen und strukturiert vorzugehen.

Die Nachfolge-Roadmap von gründerküche.de visualisiert diesen Weg.

1. Vision zur Nachfolge-Gründung

Jeder Unternehmensstart beginnt mit einem Traum. Für manche ist es der Traum vom eigenen kleinen Café. Für den anderen die Vorstellung, mit seinem Talent zur Organisation ein Business aufzuziehen. Ob es die einzigartige Produktidee ist oder auch der Wunsch, mit dem eigenen Unternehmen reich zu werden – etwas muss im Gründer brennen, um sich auf einen langen Weg zu machen. Aus dieser Idee entwickelt der Gründer seine Vision, seine Vorstellung vom Unternehmertum. Ob Organisationsstruktur, Marktpositionierung oder auch die Stimmung im Betrieb – wie das eigene Unternehmen funktionieren soll, muss frühzeitig definiert werden.

2. Nachfolge oder doch Neugründung oder Franchise

Je besser Gründerinnen und Gründer wissen, welche Idee und Vision einer Unternehmung sie haben, umso besser können sie über den Weg entscheiden. Viel häufiger als erwartet, ist es gar nicht die Neugründung, die zum besseren Ergebnis führt. Viele Gründungswillige sind in einer Nachfolge viel besser aufgehoben.

3. Kritierien aufstellen

Entschlossen, als Unternehmensnachfolger zu gründen, gilt es, das richtige Unternehmen zu finden. Die Suche nach dem passenden Unternehmen zur Übernahme ist eine der zentralen Aufgaben des Nachfolge-Gründers: Wenn sich diese nicht als Familiennachfolger schon sehr konkret darstellt, sollten Gründer ihren Blick weit genug öffnen. Ziel sollte sein, eine Auswahl von drei bis fünf Unternehmen zu haben, die passen. Dazu definiert man am besten so genannte K.O.-Kriterien, die sich an den eigenen Bedürfnissen und Zielen orientieren. Das kann die Größe, die Lage, die Branche und die Anzahl an Mitarbeitern sein. Oder aber auch Erwartungen wie die Nachhaltigkeit oder die Sozialverträglichkeit einer Unternehmung.

4. Übernahmekandidaten finden

Eine wichtige Anlaufstelle für die Recherche sind Börsen für die Unternehmensnachfolge. Und es gibt spezialisierte Maklerbüros, bekannt unter dem Begriff „M&A-Berater“ („Mergers & Acquisitions“). Solche Berater sind nicht nur bei der Suche hilfreich. Mit ihrem Branchen Know-how können sie den gesamten Prozessablauf begleiten. Grundsätzlich gilt: Gründerinnen und Gründer müssen über den eigenen Tellerrand hinaus schauen, sollten ihren Gründungswillen deutlich formulieren. In diesem Interview wirbt Prof. Dr. Birgit Felden für ein offensives Vorgehen: “Erzählen Sie jedem, der nicht bei drei auf dem Baum ist, dass Sie an einer Übernahme interessiert sind”.

5. Kandidaten sondieren

Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Was für eine Ehe gilt, ist für eine Unternehmensnachfolge nicht minder wichtig. Eine intensive Prüfung von ein bis drei möglichen Kandidaten ist der nächste große Schritt für den Nachfolge-Gründer. Das Geschäftsmodell des Unternehmens muss verstanden werden und auf seine Funktionalität geprüft werden. Die definierten K.O.-Kriterien gelten als Richtlinie.

6. Kandidaten prüfen

Nun geht es in die Tiefe der Unternehmensprüfung. Eine Due-Diligence-Prüfung schaut auf die Fakten und Zahlen einer Firma und liefert wichtige Kontrollen für die Selbstdarstellung des Altunternehmer. Und es steht auch eine Unternehmensbewertung an – wichtige Grundlage für den auszuhandelnden Kaufpreis. Wichtig: Spätestens hier steht der Nachfolger vor der Aufgabe, den Altunternehmer zu kontaktieren und mit ihm erste Verhandlungen aufzunehmen. Das ist eine sehr sensible Situation im gesamten Übernahmeprozess. Fingerspitzengefühl und vor allem Respekt vor der Lebensleistung des bisherigen Firmeninhabers sind wichtig. Selbst wenn dieser ein realistisches und sachliches Bild seines Unternehmens zeichnet – sich aus der Firma zurückzuziehen, ist ein Prozess, der nie ganz ohne Emotionen ablaufen kann.

7. Übernahmeplan/Fortführungsplan

Für Neugründer ist der Businessplan ein essentielles Tool, um strukturiert und durchdacht in das Abenteuer zu starten. Der Übernahmeplan des Nachfolge-Gründers ist dem ganz ähnlich: Darin stehen alle die Keyfacts, wichtigen Zahlen und auch die Herausforderungen, denen man sich im Übernahmeprozess und auch in den kommenden Schritten bei der Unternehmensführung stellen muss. Im Ergebnis liegt ein Plan vor, der in den kommenden Jahren auch immer als Leitfaden für die anstehenden unternehmerischen Entscheidungen dienen kann und soll. Wichtige Daten im Fortführungsplan sind das Datum der Unternehmensübergabe, der Kaufpreis, die geplante Rechtsform, die Kapitalbedarfsplanung, die Liquiditätsplanung und die Risikoplanung. Wichtig ist auch der Breakeven: Wann werden sich die Übernahmekosten aus dem laufenden Betrieb amortisiert haben?

8. Kaufpreis festlegen

Wie bei allen Käufen gibt es zwei Seiten – in der Regel mit gegenteiligen Ansprüchen: Der Käufer will so wenig wie möglich zahlen. Der Verkäufer den bestmöglichen Preis erzielen. Grundsätzlich ist das auch bei der Unternehmensnachfolge so. Und je nach Marktsituation kann die eine Seite mehr Druck ausüben als die andere. Doch Vorsicht: Beide Seiten einer Nachfolge sind längerfristig aufeinander angewiesen. Faire Verhandlungen, ehrliche Gespräche sind die beste Basis, einen gemeinsam vertretbaren Preis zu verhandeln. Und auch hier gibt es viel Gestaltungsspielraum: So kann der Nachfolger seinen Kauf auch damit absichern, dass der Kaufpreis in Raten und gebunden an das Erzielen bestimmter Umsätze oder Gewinne gebunden wird. In aller Regel wird der Unternehmer, der seine Firma weitergeben will, mehr dafür erwarten, als der Käufer und Unternehmensnachfolger bereit ist, zu zahlen. Nicht zu vergessen ist der emotionalen Faktor: Es geht auch darum, irgendwie in einer einzigen Zahl die Arbeitsleistung eines Menschen abzubilden. Das kann nicht wirklich funktionieren. Hier hilft Moderation. Ein von beiden Partnern anerkannter Dritter, der beide Vorstellungen und Ansprüche miteinander verknüpfen kann, unemotional Argumente vorbringen kann und vermittelt – ist hier viel wert.

9. Finanzierung klären

Ob Kredit, Förderungen oder (in sehr wenigen Ausnahmefällen) direkt aus der eigenen Tasche, ein Unternehmenskauf muss finanziert werden. Die Lösungen dazu sind vielfältig und müssen individuell erstellt werden. Welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt und wie diese am besten für das Projekt eingesetzt werden, behandelt der gründerküche.de Leitfaden Finanzierung von Existenzgründungen und Startups.

10. Entscheidung bis zum Vertragsschluss

Auch wenn Nachfolge-Gründer an dieser Stelle schon tief im Prozess stecken, noch ist nichts unterschrieben. Eine letzte Chance, seine Entscheidung zu prüfen und mit der eigenen Vision abzugleichen, sollte genutzt werden. Außerdem müssen Verträge geschrieben, ausgehandelt und formell geprüft werden. Am Ende dieses Schrittes ist die Übernahme offiziell. Wer nun glaubt, der Übernahmeprozess wäre beendet, dem ist nicht bewusst, dass die eigentliche Arbeit als Unternehmer nun erst beginnt. Kunden müssen überzeugt werden, weiterhin Kunden sein zu wollen. Kooperationspartner, Lieferanten und Dienstleister auf den neuen Unternehmenskurs eingeschworen werden. Mitarbeiter in den kommenden Transformationsprozess integriert werden. Doch das alles kann der Nachfolge-Gründer mit dem guten Gefühl angehen, ab jetzt für das eigene Unternehmen zu arbeiten.

Das komplette Handbuch „Nachfolge statt Neugründung“ ist hier als PDF zum kostenlosen Download verfügbar.

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