Unternehmensverkauf

Viele verkaufswillige Firmeninhaber fordern zu hohen Preis

Die Zahl der interessierten Käufer von deutschen Firmen wächst überraschend.

Der Unterhang an möglichen Nachfolgern wird damit etwas kleiner. Doch einfacher werden die Übergaben nicht.

Ein überraschend hoher Anteil von Unternehmensinhabern in Deutschland verlangt einen unangemessen hohen Kaufpreis von den interessierten Nachfolgern. Einer Untersuchung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags zufolge trifft dies auf 44 Prozent zu. Grundlage des DIHK-Reports zur Unternehmensnachfolge 2016 sind über 21.000 Kontakte von IHK-Experten mit Senior-Unternehmern und Personen, die an der Übernahme eines Unternehmens interessiert sind

Den IHK-Experten zufolge berechnen die Unternehmer oftmals die Mühen für ihr Lebenswerk in den Kaufpreis ein. Die Übernahmeinteressierten beurteilen die Firma dagegen aus einer rein rational-ökonomischen Perspektive.

Erfreulich: Von den Übernahmeinteressierten gab es zuletzt deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Um fast 20 Prozent ist diese Zahl gestiegen. Genau 5013 Personen, die sich eine Betriebsnachfolge vorstellen können, waren vergangenes Jahr bei einer IHK vorstellig geworden.

Weitere frohe Botschaft: Der Anteil der Frauen an allen Nachfolgeinteressenten steigt seit fünf Jahren. Im Jahr 2015 waren 22 Prozent aller Nachfolgeinteressenten weiblich, fünf Jahre zuvor waren es noch 15 Prozent.

Damit liegt der Anteil zwar deutlich unter dem Anteil von Frauen an allen Interessenten für eine Existenzgründung von 40 Prozent. Allerdings benötigen Übernahmenachfolger in vielen Fällen mehr Geld als bei der Neugründung eines Unternehmens. Viele Frauen aber können nicht auf so viel Kapital zurückgreifen, dass sie zumeist in der Kinderbetreuung ihrer Familie engagiert waren.

Angesichts des steigenden Anteils der Übernahmeinteressierten hat sich über ganz Deutschland gesehen der seit drei Jahren bestehende Unterhang an potenziellen Nachfolgern etwas verringert. Denn im gleichen Zeitraum haben genau 6483 Senior-Unternehmer sich von IHK-Experten beraten lassen. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr und sogar 60 Prozent mehr als vor fünf Jahren.

Der entscheidende Grund: Nachfolger in der Familie sind häufig nicht da, die sogenannte „Generation Y“ möchte sich abseits des Familienunternehmens verwirklichen. In immer weniger Familien gibt es einen Automatismus, demzufolge der Sohn oder die Tochter die Nachfolger an der Firmenspitze antritt. In der Folge suchen immer mehr ältere Unternehmer auch außerhalb der Familie auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger.

Auffällig: Besonders viele Senior-Unternehmen aus den neuen Bundesländern gehen auf Nachfolgersuche. Im Jahr 2015 fahndeten 23 Prozent mehr Alt-Inhaber als im Vorjahr nach einem Übernahmeinteressierten. Die Erklärung ist einfach: Viele von ihnen haben während der Wendezeit ein Unternehmen gegründet – und wollen nun in den Ruhestand gehen. Hinzu kommt: Überproportional viele ihrer Firmen sind im Einzelhandel oder Gastronomie tätig, die Margen sind in diesen Sektoren niedrig, so dass häufig nur mit Hilfe professioneller Unterstützer Nachfolger gefunden werden.

Haben sich erstmal ein Altinhaber und ein Interessent gefunden, steht schon die größte Hürde an: die Finanzierung der Übergabe. 43 Prozent der Übernahmeinteressierten berichten von Finanzierungsschwierigkeiten, trotz der Niedrigzinsphase.

Ungeachtet dessen beschreiben die IHK-Experten, dass sich die Finanzierung mit Fremdkapital weiter entspannt hat. Viele der Käufer sind in der Lage, Fremdkapital zu niedrigeren Zinsen und leichteren Konditionen als in den letzten Jahren aufzunehmen. Ein Vorteil auch für die Altinhaber, die die Finanzierung mit einem Darlehen stützen können. Überdies haben die Verkäufer dank der mehr als passablen wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre ihre Cashreserven steigern können.

Auch beim Thema Beteiligungskapital sehen die IHK-Fachleute deutlich Licht am Horizont am Ende des Tunnels. Weiter Auftrieb bekommt der Markt ebenfalls durch das niedrige Zinsniveau, das Investitionen in festverzinsliche Anlagen derzeit wenig attraktiv erscheinen lässt. Auch das ist eine Erklärung dafür, dass immer Investoren verstärkt nach rentablen Unternehmensinvestments sich umschauen.

Verbesserte Bedingungen sehen die IHKs auch bei der Übernahme von Bürgschaften. Insbesondere bei Unternehmensnachfolgen mit hohen Kaufpreisen können Bürgschaften eine wichtige Rolle spielen, wenn Übernehmer nicht ausreichende Sicherheiten vorweisen können.

Eine alarmierende Erkenntnis hat die Untersuchung allerdings auch noch zu Tage gefördert: Im Jahr 2015 konnten 72 Prozent der Unternehmer die für eine reibungslose Übergabe notwendigen Dokumente für eine Vertrauensperson nicht ad hoc präsentieren.

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Erstveröffentlichung auf DUB.de

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