Langsamer Generationswechsel blockiert Investitionen

Erschreckend: Deutlich mehr ältere als jüngere Inhaber von kleineren und mittleren Unternehmen scheuen Investitionen – und schaden so langfristig ihrem Unternehmen.

Älter werden heißt nicht unbedingt an Weisheit zulegen. Das zeigt die diesjährige Analyse zur Struktur und Entwicklung des Mittelstands in Deutschland der KfW-Bankengruppe, kurz KfW-Mittelstandspanel 2016. So scheuen ältere Inhaber von Mittelstandsfirmen deutlich stärker als jüngere Inhaber Investitionen – und gefährden damit den Erfolg ihrer Firma.

Im vergangenen Jahr haben 61 Prozent der unter 40-jährigen Inhaber Investitionen vorgenommen, aber nur 34 Prozent der über 60-jährigen Eigentümer. Mehr noch: „Ältere Unternehmensinhaber sind seit einigen Jahren immer weniger bereit, überhaupt Geld zu investieren“, schreiben die Autoren der Studie. Es steigt also das Risiko, dass diese Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und an Substanz einbüßen. Übertragen auf das eigene Auto würde dies bedeuten, dass diese Gruppe Autoreifen länger als sinnvoll fahren würde.

Auf die Unternehmenslandschaft bezogen: Nur bei 23 Prozent der KMU-Patriarchen übersteigen die Neuinvestitionen die Abschreibungen. Frappierend der Unterschied zu den Jüngeren: Diese erzielen in 47 Prozent der Fälle positive Nettoinvestitionen für ihre Unternehmen. Überdies ist der Anteil der kleineren und mittleren Unternehmen mit den sogenannten Erweiterungsinvestitionen, also Investitionen in Sachanlagevermögen wie Grundstücke, die der Expansion dienen, bei einem jüngeren Chef sichtbar höher.

Das Zaudern der Senioren erklären die Studienautoren mit der Unsicherheit, ob ein möglicher Nachfolger den Ertrag einer Investition genauso hoch einschätzt wie er selbst – und dies auch im Kaufpreis inkludiert ist. Zudem schrecken viele ältere Inhaber davor zurück, lange finanzielle Verpflichtungen durch eine Investition einzugehen.

Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Inhaber kommen immer schneller in die Jahre. Im vergangenen Jahr waren bereits 40 Prozent aller Firmeneigentümer 55 Jahre oder älter. Zum Vergleich: Das entspricht einer Verdoppelung des Anteils in den vergangenen zwölf Jahren. Nachschub an jüngeren geschäftsführenden Gesellschaftern gibt es kaum. 2015 waren 23 Prozent der Inhaber unter 45 Jahre alt. Zum Vergleich: 2002 betrug der Wert 48 Prozent. Das Durchschnittsalter der KMU-Inhaber liegt mit rund 52 Jahren auf Rekordniveau.

Zugleich hat die Gesamtzahl der Gründer seit der Jahrtausendwende stark nachgelassen. Gab es 2001 noch 1,5 Millionen Gründer, waren es im vergangenen Jahr nur noch 763.000. Rund ein Drittel davon sind Übernahme- oder Beteiligungsgründer.

Die Crux: Es gibt ein massives Ungleichgewicht von zum Verkauf stehenden Firmen und Übernahmegründern. Rund 15 Prozent aller Mittelständler stehen bis zum Jahr 2019 zum Verkauf oder planen den Nachfolgeübergang. In absoluten Zahlen bedeutet dies: Bis zu 600.000 Firmen suchen einen Nachfolger.

Immerhin, die Studie der KfW-Bankengruppe zum deutschen Mittelstand hat auch einiges positives zu vermelden. Die Gesamtheit der KMU hat im vergangenen Jahr durchschnittlich ihre Umsätze um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöhen können. Die durchschnittliche Umsatzrendite erhöhte sich leicht um 0,3 Prozentpunkte auf heute 7,3 Prozent. In 2015 hatten nur noch 8 Prozent der KMU eine negative Umsatzrendite – ein Rückgang von vier Prozentpunkten gegenüber 2014. Zum Vergleich: 2009 erwirtschafteten noch 16 Prozent aller Mittelständler Verluste.

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Erstveröffentlichung auf DUB.de

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