Insolvenzrisiko: Familienfirmen im Nachteil gegenüber Publikumsgesellschaften

Eine schwache Kapitalbasis bereitet so manchem kleinen Unternehmen Probleme. Der Hang, das Kapital nur in der Familie zu belassen, kann in Krisenzeiten hoch gefährlich sein.

Familienfirmen haben gegenüber Publikumsgesellschaften viele Vorteile. Sie sind zumeist schneller in ihren Entscheidungen, müssen nicht langatmige Entscheidungsprozesse in Kauf nehmen, sind zumeist kreativer.

Mindestens einen entscheidenden Nachteil haben sie aber gegenüber den zumeist großen Firmen. Familienunternehmen, so ergab eine große Studie der Stiftung Familienunternehmen, weisen unabhängig von ihrer Größe ein größeres Risiko für Zahlungsunfähigkeit und damit den Gang zum Insolvenzrichter auf.

Eigentlich unterscheidet sich die Bonitätsbewertung von Familien- und Nicht-Familienunternehmen im Mittel nicht, so die Autoren. In Deutschland ansässigen Betrieben ab zehn Mitarbeitern wird im Median eine gute Bonität bescheinigt, kleinere Unternehmen erhalten eine mittlere Bonitätseinstufung.

Und trotzdem: Die Quote der Firmen, die ihre Zahlungen im Zeitraum von 2005 bis 2015 eingestellt haben, ist unter Familienunternehmen, unabhängig von der Beschäftigtenzahl höher als bei den Nicht-Familienunternehmen. Keine Auswirkungen auf diesen Zusammenhang hat die Rechtsform oder die Branche.

Einerseits könnte diese Erkenntnis erstaunen. Gelten doch Familienfirmen mit einer eher langfristig ausgerichteten Geschäftspolitik beispielhaft für eine solide Ausgabenpolitik. Wichtiger bei diesem Thema ist allerdings der Umstand, dass die Fokussierung auf die Familie als mitunter alleinigen Kapitalgeber die Verbreiterung der Kapitalbasis behindern kann – und damit auch die Möglichkeit, Kredite von Banken zu bekommen. Viele Familienbetriebe sind dafür bekannt, dass sie zurückhaltend sind, was die Aufnahme von externen Investoren angeht. Der Grund: Sie wollen sich nicht in ihr Geschäft reinreden lassen. Aber das hält Banken davon ab, Fremdkapital zu gewähren. Eine gefährliche Mischung in einer finanziellen Notlage. Die Studie bringt es auf den Punkt: „Mit steigender Diversität des Eigentums sinkt das Insolvenzrisiko“.

Ein weiteres beachtenswertes Ergebnis der Studie: Das Insolvenzrisiko hängt auch von der Bevölkerungsdichte ab. So ist der Anteil der Familienunternehmen in Städten geringer als in bevölkerungsärmeren Gegenden. Gleichzeitig ist in Städten für sie das Insolvenzrisiko überproportional hoch im Vergleich zu Nicht-Familienunternehmen. Die Erklärung der Autoren: In bevölkerungsreichen Regionen ist der Konkurrenzkampf deutlich stärker als in schwächer besiedelten Gegenden. Deshalb würden die Risiken für weniger gut abgesicherte Firmen stärker als für andere steigen. Konkret haben deshalb Familienfirmen in den Ballungszentren wie Berlin, Nürnberg und Magdeburg sowie in Metropolregionen wie dem Rhein-Main-Gebiet Ruhrgebiet ein höheres Insolvenzrisiko.

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Generell gibt es schon Unterschiede zwischen den Branchen. Kapital- und beschäftigungsintensive Industriesektoren wie das verarbeitende Gewerbe, der Bergbau und die Energie- und Wasserversorgung und Entsorgung weisen geringere Ausfallquoten auf als andere. Im Handel und im Gastgewerbe ist der Konkurrenzdruck gemeinhin ausgeprägter und damit auch die Ausfallrisiken relativ am höchsten.

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