KMU und die Digitalisierung

Digitalisierung und Nachfolge: Herausforderung für den Mittelstand

Unternehmensnachfolge ist schon für viele Betriebe schwer genug. Nun erschwert die Digitalisierung noch den Prozess. Wie sieht die aktuelle Situation aus und wie zukunftsfest sind vor allem die mittelständischen Unternehmen?

Nachfolge und Digitalisierung
Unternehmensnachfolger von morgen: Sind die Unternehmen auf den bevorstehenden Wandel vorbereitet? (Photo by Andy Kelly on Unsplash)

Als wäre die Unternehmensnachfolge nicht schon vielerorts verzwickt genug. In vielen Betrieben, in denen die Inhaber aus einer unterschiedlichen Anzahl von Gründen, einen Nachfolger suchen, ist dieser oder diese nicht vorhanden.

Entweder, weil der Eigentümer kinderlos ist oder seine Kinder kein Interesse an der Weiterführung des Betriebs haben. Nun wird diese Gemengelage noch durch die Notwendigkeit der Digitalisierung des Betriebs erschwert. Der Abschied vom Analogen hängt wie ein Damoklesschwert über so mancher Firma.

Hört man in die Unternehmen rein, dann hinterfragt so manch langjähriger Inhaber den Sinn der Digitalisierung, frei nach dem Motto: Man sei so erfolgreich wie nie zuvor und dunkle Wolken hinsichtlich der Geschäftsperspektive seien auch keine in Sicht. Eine verhängnisvolle Fehleinschätzung ist das allerdings.

Digitalisierung von Unternehmen: Fit für die Zukunft?

Tatsächlich müssen sich Unternehmen heutzutage ständig hinterfragen und prüfen, ob ihr Geschäftsmodell noch zukunftsfest ist. Hinzu kommt, dass das Internet mit seiner noch nie da gewesenen Transparenz eine enorme Vergleichbarkeit von Produkten und Dienstleistungen möglich macht. Die Gewinner von morgen sind also nicht zwingend die heutigen Marktführer, sondern diejenigen Unternehmen, die sich schnell und flexibel auf die sich verändernden Regeln der Märkte einstellen können. Wie gelingt das?

Grundlage dafür ist eine hochgradige Flexibilität in der Gestaltung der Prozesse, der Informationstechnologie, der Produktionsverfahren und dem Kontakt zum Kunden. Immerhin, eine Untersuchung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (ifm) macht Mut. Demnach haben 87 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine Website und präsentieren darüber ihre Dienstleistungen.

Das sind zehn Prozentpunkte mehr als im EU-Durchschnitt. Und immerhin 14 Prozent der KMU nutzen die Auswertung großer Datenmengen für eine effizientere Wertschöpfung oder um neue Dienstleistungen anzubieten. Im Vergleich zu 2016 hat sich damit der Einsatz von Big Data in KMU nahezu verdreifacht und liegt in Deutschland nun über dem EU-Durchschnitt von 12 Prozent.

Digitalisierung und Unternehmensnachfolge

Auch moderne Verfahren wie etwa Scrum helfen auf diesem Weg, der trotzdem von trial and error gekennzeichnet ist. Erschwerend kommt allerdings dazu, dass es kaum Manager gibt, die einerseits die Firmengeschichte mit ihrem Aufstieg miterlebt haben und gleichzeitig digitale Meilensteine im Unternehmen gesetzt haben. Zum anderen ist es häufig sinnvoll, dass ein neutraler Manager von außen auf das Unternehmen blickend, die Digitalisierung ins Rollen bringt.

Wie sehr der Konflikt zwischen dem Ist- und den Soll-Zustand der Digitalisierung die Nachfolge in Familienunternehmen tangiert, zeigt nicht zuletzt eine Untersuchung des Wirtschaftsprüfers und Unternehmensberaters PriceWaterhouseCoopers (PWC). Dazu wurden 2017 insgesamt 137 Unternehmensnachfolger aus über 21 Ländern befragt.

PWC hat dazu die jungen Nachfolger in vier Charaktere geordnet, namentlich den „Bewahrer“, den „Gestalter“, den „Intrapreneur“ und den „Entrepreneur“. Die Bewahrer legen den Experten zufolge am meisten Wert auf den nachhaltigen Erfolg der Firma mit Fokus auf das momentane Management.

Das volle Potential der Digitalisierung erfassen

Intrapreneure und Entrepreneure, welche 25 Prozent der Befragten ausmachen, unterscheiden sich insofern, dass Entrepreneure unabhängig von dem Familienunternehmen gründen, während Intrapreneure noch auf dessen Ressourcen zurückgreifen. Gestalter, welche mit 35 Prozent den größten Teil der Unternehmenstypen ausmachen, wollen die Firma umstrukturieren und zu einem besseren verändern.

Alarmierend hoch ist nicht zuletzt die folgende Zahl aus der Untersuchung: 36 Prozent der 137 Befragten gaben an, frustriert zu sein, da ihre Vorgänger nicht das volle Potenzial der Digitalisierung erfassen können. Nicht weniger aufsehenerregend sind zudem diese Zahlen: 75 Prozent der Nachfolger sehen die Digitalisierung als wesentlich an, um in dem heutigen Zeitalter wettbewerbsfähig zu bleiben, doch nur 7 Prozent befinden, dass ihre Firma bei diesem Thema auf der Höhe der Zeit ist.

Aus Sicht der PWC-Fachleute besteht die Schwierigkeit darin, die neuen Visionen der jungen Generationen mit dem Erfahrungsreichtum der jetzigen Unternehmensleitung zu vereinen.

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