Unternehmensbewertung

Auf der Suche nach dem richtigen Preis

Preise sofort ermitteln und vergleichen zu können, ist heutzutage selbstverständlich. Für den Wert eines Unternehmens allerdings gilt ein entscheidender Unterschied: Jedes Unternehmen ist einzigartig. Das macht Standardvergleiche schwieriger und erfordert ein großes Maß an Spezialwissen bei der Bewertung.

Unternehmensbewertung - Auf der Suche nach dem richtigen Preis
Fünf von fünf Sternen? Eine Unternehmensbewertung ist leider weitaus komplexer und erfordert Expertenwissen.

Eine Unternehmensbewertung kann aus ganz verschiedenen Anlässen notwendig werden. Mögliche Anlässe sind beispielsweise eine Kreditaufnahme, eine Kapitalaufstockung oder auch ein Verkauf im Rahmen einer Unternehmensnachfolge. Damit einher gehen sehr unterschiedliche Schwerpunkte im Rahmen einer Unternehmensbewertung.

Bereits hier beginnen aber bereits die Spannungsfelder. Naturgemäß hat ein Verkäufer, solange es sich um eine einzelne Person wie bspw. den Gründer handelt, eher die Vergangenheit im Blick und dazu einen subjektiv geprägten Eindruck vom Wert seines Unternehmens. Überstunden, Wochenenden, auch einmal schlechte Zeiten und getragene Risiken zeigen ihm deutlich, dass dieses Unternehmen nur mit viel Mühe und Aufwand so aufbaubar war. Dies sollte sich nun beim Verkauf im Preis widerspiegeln.

Einen genau entgegengesetzten Blickwinkel aber nimmt ein möglicher Käufer ein: Ihn interessiert die Vergangenheit nur wenig. Stattdessen möchte er mit dem Unternehmen die Zukunft gestalten und erwartet für sein Invest genau hierfür auch eine zukünftige Rendite.

„Ein großes Vermögen ist noch kein Garant für einen guten Ertrag.“

Ebenso gegensätzlich ist die Sicht auf vorhandene Werte oder auf mögliche Erträge. Im Extremfall kann es angemessen sein, ein Unternehmen ausschließlich nach dem vorhandenen Unternehmensvermögen (Substanz) zu bewerten. Hier spielen das Anlagevermögen und eventuelle Finanzvermögen die tragende Rolle.

Vollkommen unabhängig von dem Vermögen eines Unternehmens gestaltet sich aber der Blick auf die Ertragslage. Ein großes Vermögen ist noch kein Garant für einen guten Ertrag. Im Umkehrschluss kann aber auch mit einem geringen Vermögen ein großer Ertrag erwirtschaftet werden. Kapitalintensive Branchen wie der Maschinenbau werden hier also andere Kennziffern aufweisen als bspw. Dienstleister. Daher kann der Blick auf die Ertragslage im Extremfall eine ganz eigene Bewertungssicht darstellen.

Spannungsfeld der Bewertungsansätze

Abb. 1: Spannungsfeld der Bewertungsansätze

Im Regelfall wird dieses Spannungsfeld bei einer Unternehmensbewertung nicht in den Extrempositionen zum Tragen kommen. Stattdessen sind immer mehrere Blickwinkel zu betrachten und damit auch Faktoren, die allen Seiten gerecht werden. Es wird aber deutlich, dass jede Unternehmensbewertung Schwerpunkte und Sichtweisen aufweisen kann, die einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis haben. Die verschiedenen Bewertungsmethoden bilden diese Unterschiede jeweils ab.

Bewertungsmethoden
Abb. 2: Bewertungsmethoden

Einzelbewertungsverfahren auf Basis der Sachwerte

Zur Gruppe der Einzelbewertungsverfahren gehören der Liquidationswert und der Substanzwert. Beim Liquidationswert besteht die Annahme, dass das Unternehmen sofort liquidiert wird. Die Vermögensgegenstände des Unternehmens werden daher einzeln zu Zerschlagungs- bzw. Auflösungswerten bewertet, zusammengerechnet und die Schulden abgezogen.

Im Gegensatz zum Liquidationswert werden beim Substanzwertverfahren die Vermögenspositionen zu Wiederbeschaffungspreisen angesetzt. Es wird also von der Fragestellung ausgegangen, was es kostet, das Unternehmen in seiner jetzigen Form neu zu errichten und fortzuführen.

Die Einzelbewertungsverfahren beruhen damit beide eher auf Vermögenswerten und berücksichtigen bspw. keine Marktposition, keine Kundenbeziehungen und keine zukünftigen Chancen.

Gesamtbewertungsverfahren auf Basis der Erträge

Im Gegensatz dazu beruhen die Gesamtbewertungsverfahren nicht auf Vermögensgegenständen sondern auf der Höhe der vergangenen bzw. zukünftigen Einnahmenüberschüsse. Es steht die Frage im Vordergrund, wie schnell der Kaufpreis des Unternehmens durch Gewinne erwirtschaftet werden kann.

Das Ertragswertverfahren nach IDW S1 ist in Deutschland das meistgenutzte Verfahren, welches vom Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. als Standard für Wirtschaftsprüfer und Steuerberater festgelegt und seitens der Finanzverwaltung anerkannt ist.

Die Betriebsergebnisse der letzten drei sowie die Planzahlen für das laufende und die kommenden zwei Jahre werden für die Bewertung um außergewöhnliche und einmalige Aufwendungen und Erträge wie bspw. Sonderabschreibungen und Versicherungsentschädigungen bereinigt. Zur Herstellung der Vergleichbarkeit in der Bewertung werden zusätzlich wichtige Einzelpositionen wie bspw. Geschäftsführergehälter kalkulatorisch normiert.

Aus den bereinigten Werten und den Planzahlen wird schließlich die zukünftige Ertragskraft des Unternehmens ermittelt. Diese Ertragskraft dient im Rahmen der nachfolgenden Kapitalisierung unter Berücksichtigung eines Zinssatzes für eine alternative Anlage am Kapitalmarkt und eines branchen- und unternehmensabhängigen
Risikozuschlags als Basis für einen Unternehmenswert.

Vorgehensweise

Abb. 3. Vorgehensweise bei der Nutzung von Ertragswertverfahren

Das Discounted Cash Flow-Verfahren (DCF-Verfahren) ist dem Ertragswertverfahren grundsätzlich sehr ähnlich. Es wird allerdings der zukünftige Cash-Flow als Basis herangezogen, womit es ein rein zukunftsbezogenes Verfahren ist, welches eher für größere Unternehmen verwendet wird. Das Verfahren ist international anerkannt und dient daher häufig als Bewertungsgrundlage bei internationalen Unternehmensverkäufen.

Der große Vorteil der starken Formalisierung sowohl des Ertragswertverfahrens als auch des DCF-Verfahrens ist gleichzeitig der größte Nachteil: Beide Verfahren berücksichtigen die aktuelle Marktlage nur über die Risikozuschläge. Gerade bei einem Unternehmensverkauf oder -kauf spielt aber der Marktwert des Unternehmens eine große Rolle. Hier wird daher häufig das Multiplikatorverfahren genutzt, bei dem sowohl der EBIT als auch der Umsatz als Indiz für einen Unternehmenswert genutzt werden können.

Die Bereinigung der Ist- und der Planzahlen erfolgt analog zum Ertragswertverfahren bzw. zum DCF-Verfahren. Anschließend wird aus den bereinigten Ist- und Planzahlen ein gewichteter Mittelwert ermittelt. Zur finalen Berechnung des Unternehmenswerts werden schließlich in Abhängigkeit von der Branche und der Unternehmensgröße entsprechende Multiplikatoren genutzt, die als Faktor für den gewichteten Mittelwert dienen. Diese Multiplikatoren werden regelmäßig aus realisierten Transaktionen vergleichbarer Unternehmen abgeleitet und veröffentlicht. Die Berechnung eines Unternehmenswertes über das Multiplikatorverfahren ähnelt damit einer Immobilienbewertung (Wert = x-facher Jahreserlös).

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~FAZIT~

• Im Rahmen eines Unternehmensverkaufs oder Unternehmenskaufs gibt es keinen echten Unternehmenswert, sondern eher eine Spanne, die abhängig von der genutzten Bewertungsmethode ist.

• Keine Bewertungsmethode ist alleingültig. In der Praxis werden daher häufig Mischformen herangezogen. Letztendlich ist der Markt preisbildend.

• Eine saubere Unternehmensbewertung stellt eine gute Argumentationshilfe bei den Verhandlungen dar und zeigt Stärken und Schwächen des Unternehmens.

• Genauso wichtig wie eine Kenntnis über die mögliche Preisspanne ist ein professioneller Verkaufsprozess durch eine spezialisierte M&A-Gesellschaft. Fehler im Verkaufsprozess sind irreparabel und sehr teuer.

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