Zurück zur Hauptseite
Den Menschen mitnehmen
Die digitale Vernetzung wird sich noch beschleunigen, sagt der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, Dr. Jens Baas. Wirtschaft und Gesellschaft brauchen neue Rezepte. 
Vernetzter Patient: Jeder muss auch in Zukunft der Herr seiner Daten bleiben (Bild: Niklas Hughes)
Selbst das in vielen Aspekten regulierte Gesundheitswesen wird durch den digitalen Wandel vor enorme Herausforderungen gestellt. Dr. Jens Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse (TK), geht es um Menschen, Datenschutz, aber auch um das trügerische Gefühl der Sicherheit vor disruptiven Angreifern.
DUB UNTERNEHMER-Magazin: Die Technologie hat das Leben der Menschen erheblich verändert. Welche Entwicklungen kommen jetzt zum Tragen?
Jens Baas: Ganz klar das Internet der Dinge. Die Vernetzung schreitet immer weiter voran, und sie wird zugleich immer umfassender. Das wird sich in der Zukunft noch beschleunigen. Und die Vernetzung wird auch vor dem Menschen nicht haltmachen, sei es über Wearables, Smart Clothes oder sogar – heute für viele kaum vorstellbar – Implantate und Augmentationen. Die Behandlungen von Krankheiten wie dem Diabetes zeigt heute schon, was die Zukunft bringen wird.
Alphabet/Google, Apple, Amazon, Facebook: Vergleichsweise junge, amerikanische IT-Unternehmen geben weltweit Takt und Ton an, sind an der Börse mehr wert als die DAX-Unternehmen zusammen. Warum schaffen wir es nicht, in diese Liga vorzustoßen?
Baas: Das ist ein für Deutschland typisches Kulturthema. Scheitern gilt hierzulande viel zu oft als Versagen und der Gescheiterte als Versager. Vielfach fehlt der Spirit, Dinge einfach mal auszuprobieren und auch in Kauf zu nehmen, dass etwas nicht klappt, dass es daneben geht. Der Grundoptimismus, dass man alles schaffen kann, ist ebenfalls nicht automatisch eine urdeutsche Eigenschaft. Und auch was eine Gründerkultur angeht, sind uns andere Länder voraus. Vieles kommt ja nicht von ungefähr aus dem Silicon Valley. Aber Deutschland, und hier vor allem die junge Generation, holt auf: Berlin und andere Städte haben mittlerweile eine durchaus beeindruckende Start-up-Szene entwickelt.
Welche Rolle spielen Politik und Gesellschaft bei der Transformation?
Baas: Die Entwicklungen, die wir heute sehen und für morgen erwarten, haben disruptiven Charakter. Der Wandel und die Umwälzungen werden umfassender sein als diejenigen, die aus der industriellen Revolution resultierten – und zwar, sowohl was die Chancen als auch was die Herausforderungen angeht. Beides müssen wir gestalten, wenn wir die Vorteile nutzen wollen, ohne den sozialen Frieden und auch die materielle und kulturelle Teilhabe zu gefährden. Dafür ist es immens wichtig, möglichst viele Menschen auf diesem Weg mitzunehmen, denn Modernisierungsverlierer sind Sprengstoff für eine Gesellschaft. Und weil es unrealistisch ist, wirklich alle mitnehmen zu können, kommt es umso mehr darauf an, Antworten für die Menschen zu finden, die den Weg nicht mitgehen können oder wollen. Niemand darf sich abgehängt fühlen. Darin liegt in der Tat eine große politische Herausforderung, denn die Rezepte von gestern liefern keine Antworten mehr für morgen.
Die Politik setzt den Rahmen für die Zukunft. Glauben Sie, dass unserer Politiker die Herausforderungen der Zukunft richtig einschätzen und beispielsweise die richtigen Reformen auf den Weg bringen?
Baas: Ich kenne keinen Politiker, der ausschließlich rückwärts schaut. Und die allermeisten haben, so ist jedenfalls meine Erfahrung, den Anspruch, die Zukunft zu gestalten. Aber die Ausprägungen sind unterschiedlich. Das ist sicher auch eine Generationenfrage. Wer über Jahrzehnte ein analoges Leben gelebt hat, schaut anders auf die Dinge und geht sie anders an als ein früher "digital immigrant" oder gar ein "digital native". Keinem sollte man den guten Willen absprechen oder die Fähigkeit, gesellschaftliche Wandlungsprozesse zu gestalten. Am erfolgversprechendsten ist es, die unterschiedlichen Sichtweisen sinnvoll und zukunftsorientiert zu kombinieren. Ein Problem wird allerdings auf Sicht noch bestehen bleiben: Die Politik und damit die Gesetzgebung hinken der digitalen Realität zunehmend hinterher, diese Lücke wird tendenziell größer. Damit wir hier nicht den Anschluss an die Wirklichkeit und damit auch die Gestaltungskraft verlieren, wird es künftig noch mehr darauf ankommen, "von vorn" zu handeln und weniger als bisher hinterherzulaufen. Hier könnte sich die Politik ab und zu vielleicht weniger an traditionellen politischen Prozessen orientieren, sondern auch darauf schauen, was das agile Arbeiten in anderen Bereichen hervorbringt. Auch das könnte meines Erachtens dazu beitragen, die beschriebene Kluft zwischen gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Realität nicht noch größer werden zu lassen.
Teil 1: Den Menschen mitnehmen
Teil 2: "Der Kunde allein muss Herr seiner Daten sein"
Teil 3: "Sich verändern dürfen"
Das interessiert andere Leser
-
Franchise mit Köpfchen – die Nachhilfe-Branche unter der Lupe
Studienkreis konnte auch dieses mal die Tester überzeugen und wird erneut „Testsieger der Nachhilfe-Institute“.
-
Management-Buy-Out als Nachfolgestrategie für Familienunternehmen
Traditionelle Konzepte zur Unternehmensnachfolge lassen sich im deutschen Mittelstand immer seltener realisieren. Vor allem Management-Buy-Out erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
-
Unternehmensnachfolge im Mittelstand
Mehr und mehr Unternehmensinhaber prüfen den Firmenverkauf an externe Käufer. Die Nachfolge im Mittelstand bleibt dennoch ein drängendes Problem, zeigt eine Untersuchung der KfW.
-
Wie ein harter Brexit deutsche Familienfirmen trifft
Ein ungeregelter Austritt Großbritanniens träfe die hiesigen Familienunternehmen ins Mark. Vor allem in Verbindung mit dem deutschen Erbschaftssteuerrecht müssen Unternehmer böse Folgen fürchten.
-
Jagd nach Talenten
Eine hohe Beschäftigungsrate und die lange florierenden Konjunktur machen es den Talent-Scouts nicht leicht. Firmen müssen ihre Suche nach Kandidaten deshalb umstellen.
-
Insolventes Unternehmen kaufen, ja oder nein?
Eine insolvente Firma zu übernehmen lohnt sich sicher nicht immer. Aber der Kauf bietet auch die Möglichkeit eines schnellen, günstigen Markteinstiegs. Welche Gründe sprechen dafür?
-
Franchise bleibt weiterhin auf Erfolgskurs
Die Branchenstatistik des Deutschen Franchsieverbandes belegt es: Der Markt entwickelt sich auch weiterhin positiv. Die wichtigsten Zahlen und Erkenntnisse finden Sie hier.
-
Tipps für externe Nachfolger: So finden Sie Ihr Unternehmen.
Der Traum vom eigenen Unternehmen beschäftigt viele Manager, die sich über Jahre konsequent auf der Karriereleiter nach oben gearbeitet haben.
-
Green Key-Empfehlung für mobilen Fritteusenservice
Franchisegeber FiltaFry, gehört zu den ersten Lieferantenservices, die durch die DGU (Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung) das Green Key Eco-Label erhielten.
-
Franchise Expo 2019 – die erfolgreiche Messe geht in die zweite Runde
Das Jahr 2019 hat gerade erst begonnen und die deutsche Franchisewirtschaft kann sich bereits jetzt auf die nächste Franchise Expo (FEX19) in Frankfurt freuen.
-
Immer mehr Senior-Inhaber suchen einen Nachfolger
Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage bei der Unternehmensnachfolge geht weiter auseinander. Der Fachkräftemangel und das neue Erbschaftssteuerrecht hemmen Übernahmeinteressierte.
-
Am abheben: der Franchise Klima Index verbreitet Optimismus
Der Deutsche Franchiseverband hat vor einem halben Jahr zum ersten Mal die Stimmungslage am Franchisemarkt eruiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
-
Nachfolge im Franchise
Als Franchisenehmer mit wenig Eigenkapital zum eigenen Unternehmen? Ein Beispiel aus Ravensburg zeigt, wie der Weg zur Gründung aussehen könnte.
-
Zurück an die Weltspitze
Damit Deutschland erfolgreich bleibt, braucht es eine Kreativwende, fordern Martin Blach, Bernd Heusinger und Marcel Loko von der Hirschen Group.
-
Vom Hype zur Realität
Führungskräfte müssen lernen zu differenzieren: Hype hin oder her – nicht alles, was Start-ups vorleben, ist unreflektiert zu übernehmen. Wo Sie abwägen sollten, sagt TK-Chef Dr. Jens Baas.
-
Profi-Sparring
Wie ein neuer Chef eine Agentur repositioniert, während der Gründer noch an Bord ist. nachgehakt bei Jens Huwald, Wilde und Partner.
-
Ist mein Unternehmen zukünftsfähig?
Gratis: DUB startet Deutschlands größte Unternehmer-Umfrage – zusammen mit KPMG und den Hochschulen in Paderborn und Regensburg. Am Schnelltest teilnehmen und sofort Auswertung erhalten!
-
Leasing-Spezial: Alles ist leasebar
Längst bieten sich für Unternehmer Möglichkeiten, Innovationen und andere Investitionen mit Leasingpartnern zu realisieren. Experten und Vertreter evon Leasinggesellschaften erklären, welche ...
-
Wahre Kunst
Art on the Wrist – so beschreibt Alexander Shorokhoff seine Uhren. Denn die mutigen Kreationen des Avantgardisten sind keineswegs Standard.
-
Standards im Systemmanagement
Die Systemzentrale hat eine weitaus größere Rolle als nur die Lizenzen an Franchisenehmer zu vergeben. Wie ein Co-Manager hilft sie dabei, das Franchisesystem zu etablieren und erfolgreich zu führen.
-
Dauerbrenner Digitalisierung: Viel Potential für M&A-Deals in der IKT-Branche
Geschäftsübernahmen und Firmenverkäufe, kurz M&A, in der IKT-Branche sind noch ausbaufähig. Begehrt sind KMU Unternehmen, die Digitalisierungsprofis sind.
-
Welcher Unternehmertyp sind Sie? Und was bedeutet das für Ihre Gründung?
Wer mit dem Gedanken spielt, eine Firma zu zu gründen, wird früher oder später über die Frage stolpern, ob er überhaupt ein Unternehmertyp sei. Aber gibt es überhaupt den Idealtypus eines Unternehmers?
-
Spezial Betriebliche Vorsorge: Vorteile für Chefs und Angestellte
Ob Betriebsrente, Krankenversicherung oder Arbeitskraftabsicherung: So können Unternehmer mit Rundum-Service punkten
-
GEM-Studie 2018: Angst zu scheitern, hemmt Deutsche beim Unternehmen gründen
Geschäftsidee entwickeln, für die Finanzierung sorgen, Unternehmen gründen, Erfolg haben – so zuversichtlich könnten Deutsche an das Thema Selbständigkeit herangehen. Dass dem nicht so ist, zeigen die ...
-
Worauf sollten Händler aufpassen, wenn sie ihren eBay Shop oder Amazon Shop verkaufen möchten?
Wer ein erfolgreiches Unternehmen geführt hat, möchte beim Verkauf auch einen angemessenen Preis dafür erzielen. Doch, wie funktioniert das mit Webshops, eBay Shops und Amazon Shops?
-
Mittelstandsfinanzierung ohne Bank
Sie wollen Ihr Unternehmen voranbringen? Doch die Bank macht Ihnen das Leben schwer, verlangt immer neue Dokumente und prüft und prüft und prüft?
-
Neuer DUB-Branchenbaum 2018
Wir haben den Branchenbaum vereinfacht. Branchen wurden neu sortiert und Teilbranchen zusammengelegt. Was Sie jetzt bei Ihren Inseraten und Suchen beachten sollten.
-
Digitale Kundenansprache meistern
Bei der digitalen Customer Journey haben deutsche Unternehmen noch Nachholbedarf. Professor Julian Kawohl von der Hochschule für Technik und Wirtschaft erläutert, wo es hakt.
-
Rückblick auf den WHU Campus for Family Business 2018
In Workshops und Podiumsdiskussionen tauschten sich die 160 Teilnehmer, überwiegend etablierte Familienunternehmer sowie die Nachwuchsgeneration, zu ihren Erfahrungen aus.
-
Externe Unterstützung willkommen – das Eigenkapital der Familienunternehmen wird knapp
Familienunternehmen müssen sich mehr und mehr Investoren von außen öffnen. Eine Studie, die dem Handelsblatt vorliegt, analysiert die Ursachen für diese Entwicklung.