Weibliches Gründungsinteresse als Erfolgsgarant für den deutschen Mittelstand – auch in der Nachfolge

Der Anteil von gründungsinteressierten Frauen liegt immer noch unter der 50 Prozentmarke. Gleichzeitig haben sich gründungsinteressierte Frauen – so die Erkenntnisse des KfW- Gründungsmonitors – aber schneller auf neue Krisenbedingungen eingestellt und realisieren damit ihre Gründungspläne verhältnismäßig häufiger als Männer, auch wenn ihr Anteil an der tatsächlichen Zahl der Gründungen nur etwa 30 Prozent beträgt. Bei der Nachfolge ist das Missverhältnis noch größer. Laut dem aktuellen Nachfolgemonitor treten Frauen deutlich seltener die Nachfolge an als Männer – nur 22 Prozent von ihnen sind weiblich. Daher gilt es, das Potenzial an gründungsinteressierten Frauen zu nutzen und ihnen die Unternehmensnachfolge als eine attraktive Karriereoption vorzustellen.
Die Tradition des VdU steht seit fast 70 Jahren im Zeichen der Unternehmensnachfolge. Schon unsere Gründerin, Käte Ahlmann, wusste um das Potenzial weiblicher Führungskräfte. Im Jahr 1931 folgte sie ihrem überraschend verstorbenen Mann in die Unternehmensführung und versammelte bei der Gründung des Verbands deutscher Unternehmerinnen 1954 ausschließlich Unternehmenslenkerinnen, die wie sie Nachfolgerinnen waren.

Die Gründung unseres Netzwerkes traf den Nerv der Zeit und fand rasch Zulauf: Innerhalb kürzester Zeit hat die Vereinigung ihre Mitgliederzahl verdreifacht. Namhafte Nachfolgerinnen der Nachkriegsgeschichte wie Grete Schickedanz (Versandhaus Quelle) oder Liz Mohn (Bertelsmann) schlossen sich über die Jahre dem VdU an.

Bis heute sind viele bedeutende Firmennamen wie Oetker, Sixt und Bauknecht dem Verband deutscher Unternehmerinnen eng verbunden. Mittlerweile repräsentieren wir in unserem Verband über 1.800 frauengeführte, insbesondere mittelständische Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung. Unsere Mitglieder erwirtschaften zusammen einen Jahresumsatz von 85 Milliarden Euro und beschäftigen 500.00 Menschen. Als Wirtschaftsverband treten wir für eine freie Wirtschaftswelt ein, an der Frauen und Männer gleichberechtigt teilhaben. Unternehmerisch tätige Frauen sind heute selbstverständliche und selbstbewusste Markteilnehmerinnen und sollten auch in Führungspositionen der Wirtschaft angemessen vertreten sein.

Mit unserem Nachfolgeprojekt „she succeeds – Mehr weibliche Nachfolge!“, welches Teil der bundesweiten Initiative „Unternehmensnachfolge - aus der Praxis für die Praxis“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ist, möchten wir einen Beitrag zum erfolgreichen Generationswechsel leisten und die zukünftigen weiblichen Führungskräfte für die Option der Unternehmensnachfolge gewinnen. Dafür braucht es vor allem gute Vorbilder. Mit der Verleihung unseres she succeeds awards knüpfen wir daran an und zeichnen familieninterne und externe Nachfolgerinnen aus, die mit ihren Geschichten Frauen ermuntern sollen, diesen Weg der Karriereplanung einzuschlagen.

Die Nachfolge bietet die großartige Möglichkeit, mit einem bereits bewährten Geschäftskonzept und vorhandenem Netzwerk direkt durchstarten und dabei gleichzeitig einen persönlichen Fußabdruck zu hinterlassen und eigene Ideen zu verwirklichen. Dieses Potenzial bestätigt auch eine Umfrage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DDGV): 93 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen haben trotz der Corona-Pandemie Gewinne verzeichnet und gezeigt, wie krisenbeständig der deutsche Mittelstand ist.

Das Potenzial, welches sich mit einer Unternehmensübernahme offenbart, sollte in diesem Fall genutzt werden:

► Etabliertes Geschäftsmodell

Als Unternehmensnachfolgerin baut man auf einem bestehenden Geschäftsmodell auf, welches bereits über wichtige Ressourcen verfügt und einem die Möglichkeit gibt, seine eigenen Ideen und Visionen in das Unternehmen einzubringen.

► Vorhandener Kundenstamm und Geschäftspartner*innen

Man greift auf ein solides Netzwerk zurück und profitiert von langjährigen und vertrauensvollen Beziehungen zu bestehenden Partner*innen und Lieferanten. Diese Basis ermöglicht einem, die Energie in neue Projekte zu stecken.

► Einfache Finanzierung

Die Hausbank kennt das übergebende Unternehmen und seine Zahlen. Die vorliegenden Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen stellen eine verlässliche Basis für die weitere Planung sowie Verhandlungen mit dem Kreditinstitut dar.

► Geschulte Mitarbeiter*innen

Man greift auf erfahrene und kompetente Beschäftigte zurück, die als Team eingespielt sind. Darüber hinaus verfügen sie über langjähriges und wertvolles Wissen und Know-how.

Steht der Entschluss einer Unternehmensübernahme fest, so bietet sich in erster Linie eine genaue Markt- und Konkurrenzanalyse an. Mögliche Fragen wie „Welche Kund*innen werden meine Produkte/Dienstleistung kaufen? Was sind Trends auf dem Markt oder gibt es eventuell Nischen auf dem Markt, die noch nicht besetzt sind und Potenzial bieten?“ können dabei unterstützen, noch gezielter nach dem passenden Unternehmen zu suchen, die man unter anderem auf der hiesigen Unternehmensbörse finden kann. Gleichzeitig lohnt es sich bestehende unternehmerische Netzwerke aufzusuchen. Aus unserer langjährigen Verbandsarbeit wissen wir, wie wichtig der Austausch mit Gleichgesinnten ist.

Ein Netzwerk bietet den Raum für Ideen und Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe. Mit unseren Landesverbänden und zahlreichen Regionalgruppen bieten wir unseren Mitgliedern und interessierten Unternehmerinnen diverse Möglichkeiten an, sich gegenseitig zu unterstützen und Kontakte zu knüpfen.

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Gastautorin


Evelyne de Gruyter
Geschäftsführerin
Verband deutscher Unternehmerinnen

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