Warum in Frauen zu investieren der beste Business Case ist, den es gibt

Frauen bekommen weniger Investments, wenn sie gründen als Männer. Woran liegt das und wie kann der Kreislauf durchbrochen werden? Tijen Onaran ist Gründerin und Investorin und teilt ihre Erfahrung, fordert mehr Finanzwissen an Schulen und mehr Vielfalt an Investmenttischen.Warum in Frauen zu investieren der beste Business Case ist, den es gibtAls ich vor mehr als 5 Jahren mein Unternehmen Global Digital Women gründete, beschäftigte ich mich das erste Mal mit dem Thema Finanzierung. Das mag für den ein oder anderen spät klingen, aber davor hatte ich mir keine großen Gedanken über Investor*innen, Eigenkapital oder Wachstumsstrategien gemacht. Ich gründete zum ersten Mal. Schnell war klar: mein Businessmodell – Diversity Beratung – war zum damaligen Zeitpunkt keines, dass bei Investor*innen Freudentränen auslöste.

Heute – über fünf Jahre später ist das Thema Diversität nicht mehr wegzudenken. Und dennoch, obwohl überall über die Relevanz von Diversität gesprochen wird, zeigen Zahlen – gerade auch im Investoren Bereich, das noch viel zu tun. 97 % der Risikokapitalfirmen werden von Männern geführt.

Auch der Anteil an weiblichen Business Angels ist gering: 12.9 %. Dabei zeigen Statistiken, dass die von Frauen geführte Unternehmen langfristig erfolgreicher sind. Woran liegt es also, dass es a) zum einen, weniger Investorinnen gibt und b) die Investments an sich, häufig nicht an Frauen gehen.

Mehr Finanzwissen an Schulen

Fangen wir mit Punkt a, dem Anteil der Investorinnen an. Als ich in den letzten Monaten häufiger über das Thema Investieren publiziert und geschrieben habe, erreichten mich viele Fragen zum Thema Investieren an sich. Unsicherheit, Angst, Unwissen gepaart mit Überforderung, stellte ich fest – insbesondere bei Frauen. Viele schrieben mir, dass das Thema erst spät im Alter angegangen sind, da es erschlagend und komplex wirkte.

Daher bin ich der festen Überzeugung, dass wir mehr Finanzwissen in Schulen brauchen. Insbesondere Praxiswissen was das Thema Finanzen betrifft. Ob es um Aktien, ETF`s oder gar um das Thema Investieren in Startups geht: je früher Menschen mit den Themen Finanzen sozialisiert sind, desto leichter wird es ihnen später fallen, selbst zu investieren. Auch und gerade Frauen würden so sich viel leichter beim Thema Investieren tun und viel selbstverständlicher über die Themen der Geldanlage sprechen. Und je mehr Investorinnen, Frauen in der Finanzbranche und sowieso mehr Vielfalt in Finanzhäusern gibt, desto besser nicht nur für die jeweiligen Branche(n), sondern vor allem auch für unsere Wirtschaft.

Mehr Vielfalt an Investmenttischen

Beim Punkt b – dem Thema, dass viele Startup-Investments nicht an Frauen gehen, beobachte ich immer wieder, dass auf seitens der Kapitalgeber der unternehmerische Geist fehlt. Es gibt zwar viele Experten, deren Ausbildung im Investmentbanking ihren Ursprung hat, aber wenige, die auch selbst unternehmerisch tätig waren. Als Unternehmerin denke ich nämlich nicht nur an den schnellen Erfolg, sondern vor allem auch langfristig, gerade auch beim Thema Kapitaleinsatz und Investments.

Es braucht also auf Kapitalgeberseite ebenfalls mehr Vielfalt und das am besten in allen Belangen: Unternehmerinnen, Expertinnen, die neben reinem Kapital auch Wissen und Netzwerk mitbringen. So würden Geschäftsmodelle, die vielleicht sogar bei klassischen Investoren durchs Raster fallen eher eine Chance bekommen. Nehmen wir den Markt der weiblichen Gesundheit: im Jahr 2019 bekamen Femtechs 592 Millionen Dollar, Fintechs hingegen 33.9 Milliarden Dollar. Auch hier: gäbe es mehr Vielfalt auf Seitens der Kapitalgeber, gäbe es sicherlich auch mehr Vielfalt bei Produkten in Branchen.

Investieren ist kein Hexenwerk – in Frauen zu investieren allemal nicht. Im Gegenteil: es ist die beste Businessentscheidung, die es gibt.

Nach oben

Gastautorin

Tijen Onaran
Tijen Onaran
CEO
Global Digital Women

DUB-Themennewsletter ✉

Mit dem Themennewsletter der Deutschen Unternehmerbörse erhalten Sie alle wichtigen Informationen aus der Welt der Unternehmensnachfolge regelmäßig per E-Mail. Einmal pro Monat senden wir Ihnen Fachbeiträge, Informationen zu aktuellen Veranstaltungen sowie ausgewählte Verkaufs- und Franchiseangebote.

Jetzt abonnieren!