Starke Frauen – starke und nachhaltige Wirtschaft

Mittelstand und Familienunternehmen sind das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. 90% aller deutschen Unternehmen sind familiengeführte Unternehmen und stellen somit die tragende Säule der deutschen Volkwirtschaft dar. Sie erzielen 52% der Umsätze und stellen ca. 58% aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland.
Speziell in den krisenbehafteten vergangenen zwei Jahren hat sich gezeigt, dass der Mittelstand Stabilitätsanker, Wirtschaftsmotor sowie Innovations- und Technologietreiber für die deutsche Wirtschaft ist. Der deutsche Mittelstand ist ein Erfolgsmodell, um das Deutschland international beneidet wird.

Damit dieser auch in Zukunft vital, stark und innovativ bleibt gilt es Herausforderungen aktiv anzugehen. Neben der Gründung eines Unternehmens ist die Sicherung der Nachfolge in bestehenden Unternehmen eine der konstituierenden Elemente einer dynamischen und erfolgreichen Marktwirtschaft. Schätzungsweise stehen jedes Jahr im Durchschnitt mehr als 70.000 Familienunternehmen vor der Übergabe. Diese kann familienintern oder extern erfolgen. Unterschiedlichen Auswertungen zufolge spielen Frauen bei der Unternehmensübernahme noch eine untergeordnete Rolle. Obwohl rund 45% der Erwerbstätigen weiblich sind, sind Frauen in der Rolle der Unternehmerin immer noch keine Selbstverständlichkeit.

Verpassen Unternehmen hier den Sprung in die Moderne und verschenken wertvolles Potential? Damit Mittelstand und Familienunternehmen ihre Kräfte und Stärke wirkungsvoller entfalten können, muss hier ein Umdenken stattfinden und Rahmenbedingungen verbessert werden. Frauen und Männer sollen keinesfalls in den Konkurrenzkampf gehen. Jedoch brauch es in Deutschland ein Umdenken. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland weit hinter anderen Industrienationen wie den USA, Großbritannien oder Frankreich zurück. Letzten Endes führt das ungenutzte Potential von Frauen in Führungsposition zu einer Schwächung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Zahlreiche Studien belegen, dass Unternehmen umso erfolgreicher und innovativer sind, je diverser die Unternehmensführung aufgestellt ist.

Starke Frauen für eine starke und nachhaltige Wirtschaft – jetzt gilt es! Die neue Bundesregierung hat ihre Legislatur unter das Motto „Mehr Fortschritt wagen“ gestellt, dies ist in meinen Augen auch ein guter Leitsatz für den Aufbruch in ein neues Frauenjahrzehnt in der Wirtschaft. Uns allen schwebt das Bild der Münchner Sicherheitskonferenz noch vor Augen, bei dem 30 Männer, die Chefs von großen deutschen Unternehmen, beim Lunch sitzen. Solche Bilder wirken, als stammen sie aus der Vergangenheit – dabei sind sie bittere Gegenwart. Das muss sich dringend bessern.

Auch die Finanzindustrie und Beteiligungskapitalbranche wird hier ihren Anteil liefern müssen. Am 1. Mai 2021 jährte sich mein Jubiläum als Geschäftsführerin der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften zum zehnten Mal. Blicke ich zurück auf das vergangene Jahrzehnt, haben sich hier schon viele Dinge in die richtige Richtung bewegt. Waren zu Beginn Frauen in Investmentteams und in Führungspositionen eine absolute Rarität, hat sich die Anzahl mittlerweile klar verbessert.

Heute finden sich in den Investment-Teams deutscher Beteiligungsgesellschaften 20% Frauen. Auf Senior-Ebene sind es allerdings nur 8%. Frauen als Investorinnen sind heute trotzdem deutlich sichtbarer und dienen als Vorbild für nachfolgende Generationen. Mittlerweile hat sich eine Vielzahl an Organisationen und Netzwerkveranstaltungen gebildet, die sich für eine nachhaltige Verbesserung des Umfelds für Frauen einsetzen.

Durch vielfältige Aktivitäten der Organisationen und Mentoring Programme ist es gelungen mehr Frauen für die Beteiligungskapitalbranche zu gewinnen. Entscheidend wird in der Zukunft sein, diesen Frauen mittel- und langfristig Zukunftsaussichten zu bieten, damit sie der Branche erhalten bleiben und ihre Erfahrungen sowie ihr Know-how langfristig vertiefen können. In der Vergangenheit haben wir zu viele Talente rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verloren. Wenn dies gelingt, werden wir in einigen Jahren auch mehr Frauen in Senior Positionen sehen. Mehr Frauen in Führungspositionen bedeutet mehr Vorbilder für junge Talente und sind ein Anreiz eine Karriere im Bereich Private Equity anzustreben.

Ein höherer Anteil an Investorinnen wird auch langfristig mit einer steigenden Anzahl von Gründerinnen einhergehen. Aktuell gehen nur 1,6% des Wagniskapitals an weibliche Gründerinnen und über 90% der Investitionen gehen an männliche Gründerteams. Diese Zahlen sprechen für sich und wirken für viele Gründerinnen entmutigend. Es ist wichtig diese Kausalität zu durchbrechen.

Diversität ist ein entscheidender Faktor für den zukünftigen Erfolg unserer Volkswirtschaft. Angesichts der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen, können wir es uns nicht leisten auf die unternehmerische Kraft und Kreativität von Frauen zu verzichten. Es ist Zeit die aktuellen Missstände zu beseitigen und Barrieren zu durchbrechen hinzu einem gesellschaftlichen Wandel. Frei nach Margaret Thatcher: „Wenn du etwas gesagt haben willst, frage einen Mann; wenn du etwas erledigt haben willst, frage eine Frau.“ Packen wir es an!

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Gastautorin


Ulrike Hinrichs
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
BVK (Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften)

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