Freiberufler im M&A - Covid-Nacheffekt oder Trend?


Müssen klassische M&A Boutiquen sich um Ihr Geschäft Sorgen machen - oder was bedeutet die Digitalisierung des M&A Arbeitsmarktes für die Industrie?

Freiberufler im M&A - Covid-Nacheffekt oder Trend?

Deutschland und seine Selbstständigen: Waren 2010 noch gut 1,1 Millionen Menschen in Deutschland in freien Berufen tätig, liegt diese Zahl 2022 bei gut 1,4 Millionen - Tendenz steigend.

In den USA gehen Prognosen davon aus, dass sich die Zahl der Freelancer von 50 Millionen heute auf gut 90 Millionen in 2028 entwickeln wird.

Nun sind freie Berufe und Freelancer nicht immer deckungsgleich - aber der Trend ist klar: Immer mehr Angestellte suchen einen Weg in die Selbstständigkeit, außerhalb von starren Strukturen.

Freiberufler im M&A - ein Zeichen der Zeit

Auch im M&A-Markt zeigt sich der Trend zur Selbstständigkeit. Für viele Marktteilnehmer klingt das zunächst paradox - immerhin ist M&A ein klassisch beziehungsgetriebenes Geschäft.

Aber wie in anderen Branchen auch, wie zum Beispiel der Softwareentwicklung, ist der Trend auf Kundenseite deutlich. Richtete man sich vor zehn Jahren noch nach persönlichen Empfehlungen, werden heute selbst komplexe Beratungsprojekte zunehmend online ausgeschrieben.

Märkte werden weltweit digitalisiert und globalisiert. Diese Entwicklung macht auch vor dem Beratungsgeschäft nicht halt. Geschäftsabschlüsse, die vor Jahren auf dem sprichwörtlichen Golfplatz aufgebaut wurden, beginnen heute häufiger auf Google oder Linkedin.

Die Digitalisierung der M&A Boutiquen

Ein Unternehmensverkauf folgt nicht den gleichen Marktdynamiken wie der normale Verbraucherkonsum. Vertrauen ist die Währung, und das wird sich auch nicht ändern.

Das Marktumfeld hat sich gleichwohl auch im M&A verändert. Hunderte von Tool-Anbietern haben die Hoheit der klassischen Player verwässert. Informationen und Käuferdaten können heute durch Softwaredatenbanken schnell beschaffen werden.

Berater müssen sich mehr durch Prozess- und Industrie Know-how differenzieren. Der Gegenwind wird für klassische M&A Generalisten stets stärker.

M&A Boutiquen im "War on talent"

Und genau dieser Trend zur Spezialisierung befeuert auch das M&A-Freelancegeschäft. War es vor Jahren noch üblich, als Senior-Mitarbeiter im Investment Banking als Exit seine eigene Boutique zu gründen, wird dieser Schritt heute häufig zugunsten einer Freelance-Tätigkeit oder Unternehmensgründung übersprungen.

Der Grund hierfür ist einfach erklärt. Das Boutique-Geschäft bedeutet Fixkosten und Personalkopfschmerzen. Auch M&A Boutiquen sind vor dem War on Talent nicht gefeit. Da ist das Freiberuflertum eine attraktive Alternative.

Wir sehen also auf der einen Seite die Entstehung einer Freelance-Szene für M&A-Berater, und auf der anderen Seite ein zunehmend schwieriges Marktumfeld für Boutiquen. Aber was bedeutet das für den Kunden?

Freelancer oder Boutique - was ist die beste Wahl für den Kunden?

Die Zusammenarbeit mit M&A Boutiquen setzt voraus, dass sich das Unternehmen für einen strukturierten Verkaufsprozess entschieden hat. Das strenge Vertragswerk und die exklusive Mandatierung mit einem üblichen Retainer unterstreicht das klare Verkaufsinteresse des Kunden.

Etablierte, traditionelle M&A Boutiquen zeigen ihre Stärken insbesondere in der persönlichen Betreuung des Kunden und der zielsicheren Begleitung des M&A Prozesses. Insbesondere für Unternehmensinhaber, die in ihrem Leben noch keine Berührungspunkte mit Unternehmenstransaktionen oder externen Investoren hatten, werden sich gut aufgehoben fühlen.

Die Arbeit mit Freelancern bietet sich vor allem für Unternehmen an, die aktiv in den Prozess involviert werden wollen. Als integraler Teil des Unternehmens und schon vor dem eigentlichen M&A Prozess, kann ein M&A Freelancer bei den vorbereitenden Maßnahmen, z.B. Exit-Readiness und Strukturierung der erforderlichen Dokumente für den Datenraum, zum Erfolg der Transaktion beisteuern. Das industriespezifische Wissen in Kombination mit einem etablierten Netzwerk im Markt, erlaubt einen frühzeitigen Markt- und Reifetest, um schnell und kostengünstig erstes Feedback zu erhalten.

Digitale Plattformen, wie z.B. Fintalent.io ermöglichen auch einzelnen M&A Freelancern ihr eigenes Team zusammenzustellen. Viele frühere Senior Professionals aus etablierten Investmentbanken und Beratungshäusern sind mittlerweile mit solchen Neo M&A Boutiquen im Markt aktiv - Tendenz stark steigend. So kann eine Bandbreite von klassischen M&A Prozessen - von der Exit-Planung und Vorbereitung, über die aktive Käufersuche im Markt und die End-to-End Deal-Betreuung - abgebildet werden.

Aussicht

M&A Berater sind heute vergleichbarer denn je zuvor. Deshalb macht die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes auch vor der Beratungsbranche nicht halt – auch und besonders nach Corona. Denn im Zeitalter von Tools und Online-Datenbanken wird mehr denn je deutlich, dass eine gute Beratungsleistung nicht von einer bekannten Marke abhängig sein muss.

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Autoren

Ömer F. Güven

Ömer F. Güven
CFA, Co-Founder von Fintalent.io

Tobias Liebsch

Tobias Liebsch
Co-Founder von Fintalent.io

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